Trendwende beim Nutriscore: Auch Migros und Emmi prüfen Abkehr

Die Ernährungs-Erziehungs-Ampel-System macht offenbar zuwenig Sinn.

25.03.2024
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Rote Karte: Nutriscore-System.
Die Erziehung des Menschen per Nutriscore stösst vermehrt auf Widerstand. Der Nationalrat weigerte sich bekanntlich, die «Lebensmittel-Ampel» obligatorisch zu erklären, und er stoppte auch den Bund dabei, an der Koordination und Verbesserung zu arbeiten. Nun wollen bekannte Anbieter die grün-gelb-roten Markierungen selber überprüfen. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, überdenkt die Migros, ob sie den Nutriscore bei den Eigenmarken wie «Anna’s Best» und «V-Love» weiter einsetzen will.
Auch eine Emmi-Sprecherin sagte zum Tagi: «Wir beobachten die weiteren gesetzlichen Rahmenentwicklungen rund um den Nutri-Score natürlich sehr genau. Davon werden wir abhängig machen, wie wir den Nutri-Score in Zukunft einsetzen.»
Insgesamt 9000 Lebensmittel-Produkte haben heute die «Qualitätsampel» aufgedruckt. Aber Nutriscore ist zunehmend umstritten, weil es schiefe Ergebnisse liefert – so wie beim inzwischen berühmten Beispiel, das SVP-Vertreter und Bauer Alois Huber im Nationalrat vorbrachte: Danach schneidet Cola Zero besser ab als natürlicher Süssmost.

Nur Wasser ist gut

Auch Nahrungsmittelhersteller und die Landwirtschaftslobby kritisieren Nutriscore, zum Beispiel weil reines Wasser als einziges Getränk die Bestnote erhält oder weil Milchprodukte generell schlechte Bewertungen erhalten.
Zudem berücksichtigt das sehr pauschale System viele Aspekte nicht – etwa den allgemeinen Gesundheitszustand der Konsumenten, ihre Lebens- und Arbeitsweise sowie die gesamte Ernährungsweise.
Aus diesem Grund hatte sich die italienische Regierung vor knapp zwei Jahren gegen die Ernährungsampel gewandt und Versuche, sie zur Pflicht zu machen, in der EU blockiert: Dem Publikum werde vorgemacht, ein Produkt sei an sich gesund, auch wenn es in grossen Mengen genossen würde, so eine Erklärung. Für Italiens Lebensmittelbehörden ist Nutri-Score (ursprünglich ein französisches System) schlicht zu unpräzise und potentiell irreführend.
  • Ernährungsampeln im Jahresbericht: Nestlé will ab 2023 die gesundheitliche Verträglichkeit seines Produkteportfolios stärker offenlegen.

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