Kaffee-Business: «Der Mittelweg ist der sichere Tod»
Jura-Chef Emanuel Probst erachtet das «Coffee B»-Projekt der Migros nicht als Konkurrenz. Im Gegenteil.
12.09.2022Coffee B? Die grösste Innovation der Migros-Geschichte (Eigendarstellung) stört Emanuel Probst offenbar nicht. Der Chef des Kaffee-Vollautomaten-Herstellers Jura sieht die neue Automatenkonkurrenz sogar fast positiv: «Grosse Player wie jetzt die Migros, Nespresso oder früher Starbucks helfen, den Markt für portionierten Kaffee zu vergrössern. Heisst: All diese Player führen dazu, dass sich viel mehr Leute an eine höhere Qualität von Kaffee gewöhnen», sagte er in einem Interview mit der «Sonntagszeitung».
Ohnehin sei die Migros nur in der Schweiz ein wichtiger Player: «International gesehen, ist sie irrelevant».
Jura verkaufte im letzten Jahr 548'000 Vollautomaten; dies waren 100'000 mehr als im Vorjahr. Die Kaffeemaschinen werden weltweit vertrieben, der Umsatz der Firma aus Niederbuchsiten lag 2021 bei 704 Millionen Franken.
Kapselkaffee ist Luxus
«Frisch gemahlen, nicht gekapselt», heisst das Motto, mit dem die Website des Unternehmens einen begrüsst. Insofern setzt sich Emmanuel Probst sogar explizit ab von Projekten wie Nespresso oder «Coffee B».
«Kapselkaffee kostet ein Vermögen», sagte Probst im Interview. «Wenn man die Portionen aufs Kilo rechnet, kommt man auf 60 Franken bis sogar 90 oder 120 Franken. Zudem können die Kunden bei den Jura-Maschinen einstellen, wie viel Kaffee sie extrahieren wollen – also etwa 6, 10 oder 16 Gramm.»
Und angesichts des Öko-Appeals der Migros-Kaffeekugel meint der Jura-Chef: «Am umweltfreundlichsten ist nach wie vor die schlichte, möglichst unverarbeitete geröstete Kaffeebohne, denn jeder Verarbeitungsschritt erfordert zusätzliche Ressourcen.»
Und so sei es kein Thema, dass Jura sein Automatensortiment ins Kaffeekapsel-Geschäft erweitere. «Ich glaube an das Sprichwort: 'In Zeiten grosser Not ist der Mittelweg der sichere Tod.' Wir bleiben beim frisch gemahlenen Kaffee und wollen bei den Leuten 'top of mind' sein (auf Deutsch: als Erstes in den Sinn kommen), wenn sie sich überlegen, eine Kaffeemaschine zu kaufen.»
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