Scheitert die Kreislaufwirtschaft an den Versicherungen?

Recyclinganlagen sind Gefahrenherde, ihre Versicherungskosten erheblich. Ikea und SwissRe warnen, dies könne die angestrebte zirkuläre Ökonomie behindern.

28.07.2023
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Auch ein Gefahrengut: Gebrauchte Leuchtmittel | Bild von: on Unsplash
Wollen die Konsumgüterindustrie und die Retailbranche ihren CO2-Fussabdruck verkleinern, so müssen sie sich mit einem Wirtschaftszweig arrangieren, der das Gegenteil ihrer Welt des schönes Scheins darstellt: mit der Recycling- und Aufbereitungsindustrie. Um sie kommt kein Hersteller und kein Händler herum, wenn es darum geht, Materialien jeglicher Art wieder zu verwerten.
Ein Grund, warum die Wiederaufbereitung zurzeit nicht vom Fleck kommt, ist die Gefährlichkeit der Anlagen, die diesem Zweck dienen. Deren Betreiber finden laut einem Bericht der Ikea-Muttergesellschaft Ingka Group und der Schweizer Rückversicherung Swiss Re nur begrenzte Versicherungskapazitäten. Denn die Verarbeitungsbetriebe gelten durch die «hohe Brennbarkeit» der zu verarbeitenden Materialien als besonders gefährlich, so die Versicherungsexperten.
Zum Swiss-Re-Bericht
In der Vergangenheit sei es bereits zu grossen Brandschäden gekommen. Das führe dazu, dass die Versicherer häufig zögern würden, Recycling-Anlagen zu versichern. Wenn sie es doch tun, ist die Deckung begrenzt und die Prämie sehr hoch.
Dazu käme, dass die Branche hauptsächlich aus kleinen und mittleren Betrieben besteht. Diese können die Versicherungskosten schlechter stemmen als etwa breiter abgestützte und besser kapitalisierte Konzerne. Auch sei die Kontrolle der Betriebe aufwändig: Die Rückversicherer würden eine gründliche und regelmässige Sachbewertung von Recyclinganlagen verlangen, welche die Versicherungskosten zusätzlich in die Höhe treiben.
Im Bericht rufen Ingka, SwissRe und weitere Versicherer deshalb zu einer engen Zusammenarbeit mit den entsprechenden Interessengruppen für «ein besseres Risikoverständnis» auf. Auf diese Weise soll die Versicherbarkeit verbessert und letztlich ein Wachstum der Recyclingbranche ermöglicht werden.
Erst die Zusammenarbeit und Kooperationen im Risikomanagement könne «grosse Verluste verhindern und einen angemessenen Schutz erlauben». Optimistisch stimme die aktuelle Tendenz von Investoren, die Recyclingindustrie als neues Feld für Kapitalinvestionen zu entdecken, so der Bericht.
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