Jetzt definitiv: Juul wird in den USA verboten
Die Gesundheitsbehörde FDA findet die Risiken der E-Zigarette unklar – also untragbar. Es ist der bislang schwerste Schlag gegen das Nikotindampfen.
22.06.2022letzte Aktualisierung: 24.06.2022Was, wenn man etwas anderes einfüllt? Vaping-Flüssigkeitsbehälter | Bild von: Vaporesso on Unsplash
Die US-Gesundheits- und Nahrungsmittel-Aufsicht FDA hat ein Distributions- und Vermarktungsverbot für Juul ausgesprochen. Der private Besitz des Nikotin-Verdampfer-Systems bleibt in den Vereinigten Staaten aber erlaubt.
Die Behörde begründet das Veto damit, dass die Dampf-Geräte zwar keine unmittelbare Bedrohung darstellen – dass es aber nicht genügend Daten gebe, um die toxikologische Bedenklichkeit (oder Unbedenklichkeit) definitiv zu beurteilen. Unklar sei auch, welche Wirkung ein Juul-Gerät entfaltet, wenn die Kunden es mit anderen Substanzen füllen.
Das Verbot ist ein schwerer Schlag für die E-Zigarette im allgemeinen – und insbesondere für die Altria Group (ehemals Philip Morris), die 2018 mit einem Milliardenbetrag bei Juul eingestiegen war.
Konkret bezahlte Altria 12,8 Milliarden Dollar für einen 35-Prozent-Anteil – womit das Unternehmen mit 38 Milliarden bewertet wurde. Dabei war es erst drei Jahre zuvor in San Francisco gegründet worden.
Nachdem das «Wall Street Journal» am Mittwoch bereits gemeldet hatte, dass das Verbot unmittelbar bevorstehe, brach der Altria-Aktienkurs um fast 10 Prozent ein.
Der enorme Preis, den der Philip-Morris-Konzern vor vier Jahren für Juul bezahlte, erklärte sich daraus, dass die kalifornische Brand mit einem Marktanteil von 75 Prozent einen gewaltigen Vorsprung bei den E-Zigaretten hatte. Und dass die Dampferei damals als valable Variante des Tabakkonsums erschien.
Andererseits begannen die US-Behörden bald, in mehreren Todesfällen und Lungenerkrankungen zu ermitteln: Sie könnten, so der Verdacht, ihre Ursache im Juul-Konsum haben. In der Folge schrieb Altria im Oktober 2019 bei ihrem Investment 4,5 Milliarden Dollar ab.
Kurze Show in der Schweiz
Das Überprüfungs-Verfahren vor der FDA lief rund zwei Jahre. Das Unternehmen legte dabei diverse Untersuchungen vor, welche die These untermauern sollten, dass die Nikotin-Dampferei letztlich Vorteile hat: Denn sie könnte in grossem Stil Raucher vor den – gesundheitlich gefährlicheren – Zigaretten abbringen.
Diese Argumentation überzeugte die zuständigen Gremien nicht. «Es gibt viele Ressourcen, die Rauchern beim Aufhören helfen», argumentiert die FDA. «Der Verzicht auf alle Tabakprodukte ist der bestmögliche Weg zu einer guten Gesundheit. Einige aktuelle Juul-Benutzer, die nach dieser Aktion keinen Zugang mehr zu diesen Produkten haben, oder aktuelle Raucher, die von Zigaretten und Zigarren umsteigen möchten, entscheiden sich möglicherweise für einen Wechsel zu anderen Ausstiegs-Produkten, die von der FDA auf der Grundlage ihres Nutzenpotenzials geprüft und zugelassen wurden.»
Der Auf- und Abstieg liess sich auch in der Schweiz verfolgen: Im Herbst 2018 gab Juul bekannt, in den hiesigen Markt einzutreten. Doch schon zwei Jahre später, Ende 2020, gab das Unternehmen seine Marketing-Anstrengungen in der Schweiz auf. Die Produkte sind allerdings im Online-Handel weiterhin erhältlich.
Das Juul-System besteht aus einem batteriebetriebenen Erhitzer und einer Kapsel mit so genannten E-Liquids, deren Dampf man einzieht. Die nikotin-salz-basierten Flüssigkeiten werden in dann in verschiedenen Geschmacksrichtungen angeboten – etwa Mango, Vanille, Minze oder mit der Note klassischer Tabak.
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