Die am schnellsten wachsende Schweizer Firma ist: ein Pyjamahersteller

Die «Financial Times» ermittelte die 50 Wachstumschampions von Europa – mit einer interessanten Schweizer Entdeckung.

6.03.2023
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Werbebild von Dagsmejan  |  PD
Die «Financial Times» erstellt jedes Jahr ein Ranking mit den wachstumsstärksten Unternehmen Europas; dabei geht es nicht um hurtige Kleinst-Startups, sondern um Firmen von einer gewissen Grösse – sowie um die Entwicklung in den vorangegangenen drei Jahren. Im Ausgangsjahr 2018 mussten die Kandidaten mindestens 100'000 Euro an Umsatz aufweisen – oder im Schlussjahr der Erhebung, 2021, mindestens 1,5 Millionen Euro.
Und eine Schweizer Firma schaffte es unter die ersten 50. Es ist kein IT-Startup, keine Fintech-Bude und auch kein Biotech-Entwickler, sondern – der Pyjamahersteller Dagsmejan.
Nun könnte man unken: Das passt ja zur Schweiz – Sleeptech!
Aber das muss auch nicht abwertend gemeint sein. Immerhin wird die Sleepwear des 2016 gegründeten Unternehmens mit geschützter Nattwell Technology fabriziert. Und in den ebenso patentierten revolutionären Nattrecover-Stoffen sorgen «reaktionsfreudige, energiespendende Mineralien» dafür, dass die überschüssige Körperwärme rezykliert und «in natürliche Ferninfrarot-Energie umgewandelt» wird, wodurch die Muskelregeneration gefördert werde.

Erfolgreich Investoren gefunden

«Vielleicht hätten wir ‹Tech› auf die Pyjamas schreiben sollen. ‹Sleeptech›», sagte Mitgründerin Catarina Dahlin im letzten Dezember zur «Neuen Zürcher Zeitung», als diese sich erkundigte, wie die Dagsmejan-Besitzer zu Investorengeldern gekommen waren, um ihre Produkte zu entwickeln.
Doch diese haben es in sich: Für die Entwicklung ihrer Pyjamas arbeiteten die Gründer Andreas Lenzhofer und Catarina Dahlin mit Forschern der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt (Empa) in St. Gallen, der Hochschule Luzern und der Universität Stockholm zusammen. Eineinhalb Jahre lang wurden Tests mit 150 Faserkombinationen und Materialvarianten durchgeführt.

Jeder braucht ein etwas anderes Pyjama

Auch die Materialien sind alles andere als gewöhnlich: Die Premiumpyjamas (Preis: zwischen 100 und 300 Franken) bestehen aus Eukalyptus- und Buchenholzfasern sowie Merinowolle.
Die zündende Idee: Nicht jeder benötigt dasselbe Pyjama mit denselben Eigenschaften. Insbesondere wer sich nächtlich ein Bett mit einer anderen Person teilt, die ganz anders auf die Raumtemperatur und die Beschaffenheit des gemeinsamen Bettes reagiert, weiss: Schlafanzüge sollten eigentlich ganz individuell auf das Klima unter dem Duvet reagieren, damit nicht der eine schwitzt, während der andere friert.

Jährliches Umsatzwachstum von 190 Prozent

Damit erreicht Dagsmejan immerhin ein jährliches Umsatzwachstum von 190 Prozent – 2021 kumulierte sich dieses zu Verkäufen im Wert von rund 10 Millionen Franken (verglichen mit 360'000 Franken im Jahr 2018). Die Zahl der Mitarbeiter vervierfachte sich in drei Jahren – von 6 auf 24 Angestellte.
Die Schweizer Nummer 2 im FT-Ranking ist ein Unternehmen namens Visium auf Platz 72, das sich den unverständlichen Slogan «Distill data. Catalyze change» zuvorderst auf die Website schreibt. Es verspricht Erfolg auf der Transformationsreise zu Künstlicher Intelligenz, weist ein jährliches Umsatzwachsum von 170 Prozent aus und erzielt mit 45 Angestellten einen Umsatz von knapp 4 Millionen Franken.
Wie schön, dass wachstumssteigernde Innovationen aus der Schweiz sowohl den technischen Wandel, als auch unseren guten Schlaf befördern.
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