Doomsday für Alu-Kapseln: Nespresso und Migros sollte es freuen

Dass die EU das Ende für Kaffeekapseln aus Aluminium einläutet, nützt den Schweizer Herstellern. Denn nun können sie ganz auf ihre bereits vorhandenen Alternativen setzen.

4.07.2023
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Bild von: on Unsplash
Es droht ein Verbot der Alukapseln. Die EU will ihnen und den Versionen aus Kunststoff ein Ende setzen. Und das ist gut so. Gerade für die grossen Kapselhersteller in Europa wie Nespresso, Starbucks, die Migros-Tochter Delica und viele weitere.
Denn bereits haben sie Alternativen in petto, die noch vor einem allfälligen Kapselgesetz in Europa ihre weniger nachhaltigen Versionen aus Aluminium und Kunststoff ersetzen können. Wer nach «Kaffeekapseln aus Papier» googelt, stösst heute nicht nur bei Kleinanbietern im Öko-Sektor auf Ergebnisse.
Papierhüllen für Kaffee, die «gewerblichem» Kompost zugeführt werden können, gibt es bereits auf dem Markt. Nespresso – bei weitem der grösste Lieferant von Kaffee in Aluhüllen – wird noch dieses Jahr die ersten Papierversionen auf den Markt bringen; auch wenn sich die Lieferungen um ein paar Monate verzögern, wie der «Blick» im Juni zuerst herausgefunden hat. Die neuen Papier-Basis-Kapseln werden dann sogar für den Heimkompost geeignet sein.
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Für Coffee B von der Migros könnte das EU-Verbot zum Segen werden | Bild: PD Migros
Die Migros setzt bekanntlich auf ihre «Coffee Balls» aus dem Hause Delica, die sie inzwischen auch in Deutschland und Frankreich verkauft. Als der Detailhändler erstmals vom geplanten Verbot von Alukapseln in der EU vernommen hat, muss das Grund für eine Feier gewesen sein. Denn mit «Coffee B» steht Migros bereit, eine umweltfreundliche Alternative anzubieten, die ganz ohne Hülle auskommt – europaweit.
Dem Geschäft mit den Kugeln könnte das den entscheidenden Anschub verleihen für die Durchdringung der EU-Märkte. Denkbar ist obendrein, dass Delica die Kugel-Technik an weitere Hersteller lizenziert.

Zwei Schweizer Firmen im Vorteil

Das behördlich verordnete Ende der Alukapsel wird letztlich sogar Nespresso in die Hände spielen, auch wenn die Nestlé-Tochter sie eifrig verteidigt, indem sie ihr Recykling-System als Öko-System darstellt. Durch die Neu-Regulierung könnte die Umstellung auf die bald erhältlichen Papierkapseln nämlich kräftig Fahrt aufnehmen – zunächst in Europa, aber nach und nach wohl auch in anderen Weltregionen.
Denn: Sobald klar wird, dass alle Hersteller für die EU auf Alternativen umstellen müssen, ist Nespresso der Konkurrenz einen Schritt voraus – und verbessert dank ihrer Neuentwicklung zusätzlich auf einen Schlag die eigene Öko-Bilanz.
Keine Sorgen beim Kapselhersteller Dätwyler
Der CEO des Industriekonzerns Dätwyler, Dirk Lambrecht, gibt sich gegenüber der Finanzplattform «Marketscreener» wegen eines möglichen Verbots von Kaffeekapseln aus Aluminium durch die EU wenig besorgt. Sein Unternehmen, das unter anderem für Nespresso Aluhüllen herstellt, müsse nicht um «diese Volumina bangen». «Wir verfolgen die politische Diskussion und sind bereits dabei, alternative Materialien für unsere Produkte zu prüfen.» Zudem stelle Dätwyler die Kaffeekapseln schon zu 90 Prozent aus recyceltem Aluminium her.
Bis ein EU-Verbot greife, bleibe genug Zeit für Anpassungen. Überdies beträfen die Entscheide der EU lediglich den europäischen Markt, nicht aber den Rest der Welt, wo Alu-Kapseln ebenfalls verkauft würden, so Lambrecht.

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