Konsumklima: In Frankreich schlecht, in Deutschland grässlich
Allem Anschein nach werden sich die europäischen Konsumenten in nächster Zeit massiv zurückhalten.
28.09.2022Das sogenannte Konsumklima in Deutschland stürzt auf einen historischen Teifstand. Konjunkturerwartungen, Einkommenserwartungen, Neigung zu Anschaffungen: Bei allen Aspekten mass die Marktforschungsfirma GfK im September wieder schlechtere Werte.
Speziell deutlich sank Einkommenserwartung. Der entsprechende Wert erreichte ein neues Allzeittief: «Seit Beginn der Erhebungen für Gesamtdeutschland im Jahre 1991 wurde bislang kein niedrigerer Wert für die Einkommensaussichten gemessen», meldet das Institut aus Nürnberg.
Tieferer Grund ist die Teuerung. «Die derzeit sehr hohen Inflationsraten von knapp acht Prozent führen zu grossen realen Einkommenseinbußen unter den Verbrauchern und damit zu einer deutlichen geschrumpften Kaufkraft», erklärt GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl.
«Das Konsumklima wird sich nur dann spürbar und nachhaltig erholen können, wenn die Inflation zurückgeführt wird.»
Und mit dem deutlich schlechteren Konsumklima droht dann Gefahr für die gesamte Wirtschaftlage. Oder wie es GfK formuliert: «Negative reale Konsumausgaben werden die rezessiven Tendenzen für die deutsche Wirtschaft noch verstärken. Das Konsumklima wird sich nur dann spürbar und nachhaltig erholen können, wenn die Inflation zurückgeführt wird.»
Zum achten Mal hintereinander vermeldet GfK auch tiefere Werte bei die Anschaffungsneigung: Im September ergab die Umfrage den tiefsten Wert seit der Finanzkrise im Oktober 2008.
Und die Konjunkturerwartung der deutschen Konsumentinnen und Konsumenten setzte September den Abwärtstrend ebenfalls fort. Auch hier erreichte der Indikator den niedrigsten Wert seit der Finanzkrise – zuletzt wurde im Mai 2009 ein schlechterer Wert gemessen.
Non? — Oui! — Oooh…
Ein ganz ähnliches Bild zeigt sich auch in Frankreich – wenn auch auf etwas höherem Niveau. Der dortige Konsum-Stimmungs-Index der Statistikbehörde Insee fiel im September deutlich ab und erreichte den tiefsten Stand seit einem Hänger im Juni 2013.
Die Stimmung verschlechterte sich in allen abgefragten Bereichen – etwa Einkommenserwartungen, Angst vor Arbeitslosigkeit oder den Erwartungen zur künftigen Inflation.
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