Shoppingcenter sind eine sehr stabile Sache

Für den Detailhandel war 2023 bekanntlich kein berauschendes Jahr. Warenhäuser kriseln. Und viele Non-Food-Händler gingen pleite. Doch siehe da: Die Shoppingcenter melden mehr Besucher und mehr Umsatz.

4.04.2024
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Mehr Erlebnisse, etwa mit besseren Sitzgelegenheiten: Moderne Mall  |  Bild: Kleomenis Spyroglou on Unsplash von: on Unsplash
Totgesagte leben bekanntlich länger. Ein neues Beispiel für das alte Sprichwort liefert der «Swiss Council Marktreport 2024». Demnach verzeichneten die meisten der befragten Schweizer Shoppingcenter im letzten Jahr einen deutlichen Anstieg sowohl beim Umsatz als auch bei den Besucherfrequenzen.
Das steht in eklatantem Gegensatz zu den Schreckensmeldungen der letzten Wochen und Monate: Konkurse von Marken wie Body Shop, Muji Europa, Ted Baker und der Zusammenbruch ganzer Einkaufsimperien wie im Fall der Signa-Gruppe von René Benko.
Für den «Swiss Council Marktreport» 2024 wurden Vertreter von 27 grösseren, mittleren und kleineren Einkaufscenter in der Schweiz befragt. 63 Prozent sagten aus, dass sie zuletzt ihren Umsatz steigern konnten; bei 15 Prozent sanken die Verkäufe; der Rest blieb er auf Vorjahresniveau.
Überraschenderweise legten besonders die kleineren Zentren mit einer Verkaufsfläche zwischen 5000 und 10’000 Quadratmetern zu: 72 Prozent vermelden höhere Umsätze.
Die überwiegende Mehrheit freute sich zudem über eine grössere Besucherfrequenz.

Massive Investitionen ins Wohlbefinden

Das weise auf ein regelrechtes Revival der guten alten Einkaufstempel hin, resümiert der Bericht die Ergebnisse. Den positiven Trend gegen den trüben Strom führen die Autoren des Swiss Council Marktreport auf die teilweise massiven Investitionen der vorangegangenen zwei Jahre zurück.
Speziell bei der Aufenthaltsqualität und dem Angebotsmix rüsteten die Einkaufsmeilen massiv auf. Laut der aktuellen Umfrage des Reports ergriffen 52 Prozent der befragten Center in den letzten zwei Jahren Massnahmen, damit sich die Kundschaft in den Centern wohlfühlt. Zum Beispiel mit einer grösseren Zahl an Sitzgelegenheiten aus hochwertigen Materialien, mit modernen Toiletten, mit Chargern für Elektroautos.
Wichtig ist auch ein ansprechender Mietermix. 93 Prozent der Konsumtempel stellten in diesem Bereich grosse und positive Veränderungen fest. In den befragten 25 Centern kam es zu insgesamt gut 120 Mieterwechseln, darunter solche, wo neue Nutzungen entstanden.

Viele neue Mieter aus Mode und Tierbedarf

Die Neuzugänge und Nachvermietungen stammten hauptsächlich aus dem Bereich persönliche Dienstleistungen, Gesundheit, Wellness und alltäglicher Bedarfsartikel. Besonders prominent vertreten seien (weiterhin) Mode, Beauty, Kosmetik, Sport, Medizin, Gastronomie, Lebensmittel, Telekommunikation – und Tiernahrung.
Laut dem Report belegen diverse Studien, dass das Shopping im stationären Handel wieder an Beliebtheit gewinnt. Davon profitieren nun offenbar besonders die Malls, da sie in Bezug auf Einkaufskomfort und -erlebnis den höchsten Mehrwert bieten.
  • Outlets: Landquart gehört zu den erfolgreichsten Zentren in Europa. Allerdings findet sich unter den Outlets mit der schwächsten Performance auch eine Schweizer Adresse.
Der Marktanteil der Shoppingcenter am gesamten Detailhandelsumsatz wird auf etwa 19 Prozent geschätzt, was etwa 20 Milliarden Franken entspricht. Zum Vergleich: Der Onlinehandel in der Schweiz kommt auf einen Marktanteil von 12 Prozent.
Diese Erkenntnisse und viele weitere präsentiert der aktuelle Swiss Council Marktreport 2024, der im Auftrag der Beratungsfirma Stoffel.zuerich erstellt wurde.
Der Swiss Council of Shopping Places ist die grösste Schweizer Community für Spezialisten aus der Retail-, Handelsimmobilien- und Shoppingcenter-Branche mit länder- und branchenübergreifender Ausrichtung.
Der Autor Marcel Stoffel ist Experte für Handel, Konsum und Gesellschaft und führt seit 14 Jahren das Beratungsunternehmen Stoffel.zuerich.

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