In-Vitro-Fleisch: «Wer hier eine Rolle spielen will, muss jetzt Gas geben»
Die Migros macht Tempo: Sie will baldmöglichst kultiviertes Fleisch einführen – damit die Schweiz hier zur Vorreiterin wird.
31.07.2023Letzte Woche wurde es bekannt: Die israelische Firma Aleph Farms hat beim Bund (BLV) die Bewilligung für den Verkauf von kultiviertem Fleisch beantragt; es ist der erste solche Schritt in Europa.
Das Startup plant, gemeinsam mit der Migros seine «Aleph Cuts» auf den Markt zu bringen – also Rindfleisch-Steaks aus In-Vitro-Zucht. Ein Starttermin wurde dabei allerdings noch nicht genannt.
Im neuen «Migros Magazin» nimmt nun aber Matthew Robin, der Geschäftsführer der Migros-Industriegruppe Elsa, Stellung zum Projekt. «Ich denke, das dauert noch drei bis fünf Jahre», so Robin zur Zeitplanung zur Markteinführung. «Zu Beginn sind vermutlich nur Degustationen möglich – bis es eine volle Zulassung gibt.»
Schweiz vorne dabei
Doch allgemein sei es wichtig, nun aufs Tempo zu drücken: «Wer hier künftig eine Rolle spielen will, muss jetzt Gas geben. Die Schweiz ist dank des Zulassungsantrags und des Engagements von Migros und verschiedenen anderen Schweizer Firmen vorne mit dabei.»
Die Fortschritte bei der Entwicklung von kultivierten Fleisch seien in den vergangenen Jahren enorm gewesen, so Robin, «besonders bei der Textur des Fleisches.» Die Produkte seien vielfach nicht mehr von klassisch produziertem Fleisch zu unterscheiden.
«Qualitativ habe ich keinerlei Bedenken. Die grösste Herausforderung bleibt die Wirtschaftlichkeit: Noch sind diese Angebote zu teuer für den Massenmarkt.»
Start in der Gastronomie
Die Migros investierte 2019 in Aleph Farms. Das Unternehmen setzt auf In-Vitro-Steaks und will noch dieses Jahr in Israel und Singapur auf den Markt kommen. Ein Zulassungsprozess läuft zudem in den USA; dort will Aleph Farms 2024 starten.
In Kemptthal bei Winterthur entwickelt die Migros zudem mit Givaudan und Bühler eine Pilotanlage für kultiviertes Fleisch. Laut dem «Migros Magazin» dürften dort in den nächsten Monaten erste Start-ups einziehen. Die Migros-Industrie wird dann auf der Basis der Erfahrungen entscheiden, ob sie in drei bis fünf Jahren selbst in diese Art von Fleischproduktion einsteigen will.
Für die «Aleph Cuts» wird Aleph Farms in der Schweiz eine Markteinführungsstrategie entwickeln, die zuerst einmal den Vertrieb und die Vermarktung über die Gastronomie vorsieht. Dies ist – wegen der hohen Produktionskosten – derzeit der Standard bei der Einführung von Alternativ-Fleisch-Produkten.
- In-Vitro-Fleisch stösst noch auf viel Widerstand. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung findet die Züchtung von Fleisch im Labor verwerflich – so eine Erhebung in Deutschland.
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