Procter & Gamble: «Was wir jetzt haben, das bleibt»

Der Konsumgüter-Riese hat sein Marken-Portfolio massiv zusammengestutzt. Wachstum soll nur noch erfolgen durch Verbesserungen – auch bei Vertrieb und Kommunikation.

8.08.2023
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«Marken schaffen, die Generationen überdauern»: Loïc Tassel, Europa-Chef von Procter & Gamble  |  Bild: PD
Neue Marken? Bitte nicht. «Unser Kerngeschäft besteht darin, mit den Marken, die wir bereits haben, erfolgreich zu sein»: Dies sagt Loïc Tassel, der Chef des Europa-Geschäfts von Procter & Gamble, in einem heute veröffentlichten Interview mit der «Handelszeitung».
Damit unterstreicht der P&G-Top-Manager einen Trend – wir machten dies ja soeben hier zum Thema: Europas Konsumgüter-Hersteller lancieren derzeit massiv weniger Produkte und Marken als vor einem Jahr. Auf der anderen Seite verschwinden immer wieder bekannte Mittelmarken aus den Regalen.
In dieser Beziehung drückt P&G schon seit längerem auf die Bremse. Der FMCG-Gigant sortierte seine Marken seit 2018 radikal aus, die Zahl der Brands wurde von 165 auf 65 gesenkt. Jetzt aber gebe es keine weiteren Marken, die auf der Kippe stehen, so Loïc Tassel im HZ-Interview: «Was wir jetzt haben, das bleibt.»

«Extrem ehrgeizig»

Auf den Einwand, dass dies nicht eben ambitioniert sei für einen Markenartikler von Weltrang, meint Tassel: «Das ist sogar extrem ehrgeizig. Wir haben uns verpflichtet, unseren Umsatz um 5 bis 7 Prozent zu steigern. Wir haben zurzeit weltweit einen Umsatz von mehr als 80 Milliarden Dollar. Das heisst, wir müssen um mindestens 4 Milliarden Dollar wachsen, um unsere Ziele zu erreichen. Das entspricht dem Volumen der DACH-Märkte, also von Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ich denke, das kann sich sehen lassen.»
Derzeit investiere der Konzern jährliche zwei Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung – einfach mit verändertem Fokus. «Bis vor fünf Jahren ging es nur um die Produktleistung. Jetzt muss auch das Umweltprofil der Produkte stimmen.»
Als Beispiel nennt der P&G-Manager das konzerneigene Forschungszentrum für Waschmittel in Brüssel. Dort würden jährlich über 10'000 Waschmitteltests durchgeführt – mit neuen Molekülen, unterschiedlichen Temperaturen und kürzeren Waschzyklen. «Und immer geht es ums gleiche Ziel, nämlich die Leistung und das Umweltprofil des Produkts zu verbessern. Wir sind sehr zufrieden, dass wir heute ein Waschmittel anbieten können, das bei 30 Grad ausgezeichnete Waschergebnisse erzielt. Aber das ist nicht genug. Unsere Teams arbeiten deshalb daran, die Temperatur weiter zu senken, auf 25 Grad oder sogar auf 20 Grad.»

E-Commerce vor stationärem Handel

Deshalb teilt Tassel «diese Besessenheit mit neuen Marken» auch nicht. Procter & Gamble wolle «Marken schaffen, die langsam wachsen und die Generationen überdauern.»
Wichtig sei dabei, die richtige Antwort in Vertrieb und Kommunikation zu finden. In allen zehn Kategorien, die P&G in Europa führt, und in allen 50 Ländern sei der Marktanteil im E-Commerce inzwischen grösser als im physischen Handel. Damit sei klar: Der Konzern habe «in 100 Prozent der Fälle» Lösungen für den Vertrieb gefunden.
Heute erzielt der der Hersteller von Pampers, Ariel, Braun, Always, Gillette oder Old Spice in Europa gegen 3 Milliarden Dollar im Online-Geschäft. «Wir sind zwar gross und wir sind vielleicht auch ein bisschen bürokratisch, aber das enorme Wachstum des Online-Geschäfts zeigt meiner Meinung nach, dass das unserer Fähigkeit zur Innovation keinen Abbruch tut», so Tassel. «Wir sind durchaus dynamisch.»
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