Unilever erhöhte seine Preise viel stärker als Nestlé
Ein internationaler Teuerungsvergleich von Branchenfürsten wie Nestlé, Procter & Gamble, Unilever, Mondelez und Henkel.
16.11.2022Preissetzungs-Macht: Die «Milliarden-Marken» von Unilever | Bild: PDWer ist am entschlossensten? Wer kann inmitten der allgemeinen Teuerung seine eigenen Preise am steilsten nach oben treiben? Nestlé, Unilever oder Procter & Gamble?
Die Nachrichtenagentur «Reuters» nahm die jüngsten Quartalsergebnisse der drei FMCG-Riesen und verglich die ausgewiesenen Preiserhöhungen. Die konkrete Frage lautete: Um wieviel hatten die Konzerne ihre Preise im dritten Quartal 2022 gegenüber dem Stand ein Jahr zuvor erhöht?
Bei Unilever lautete die Antwort: um 12,5 Prozent. Damit schaffte der Mutterkonzern von Dove, Knorr, Magnum und Ben&Jerry's die steilste Preissteigerung.
Bei Nestlé und Procter & Gamble fielen die Erhöhungen gleich aus – der Zuwachs lag bei 9,5 Prozent.
Das waren bei allen drei Konzernen die drastischsten Preissprünge in diesem Jahrhundert. Nur einmal fand «Reuters» in seinen Archiven halbwegs vergleichbare Werte – in der Finanzkrise nach 2008. Und auch damals war es Unilever, das die deutlichsten Erhöhungen hinlegte.
Analysten erklärten dies damit, dass Unilever wohl stärker vertreten ist in Ländern und Produktefeldern, wo der Preis- und Inflationsdruck besonders gross ist. In seinem Statement erinnerte der Konzern jedenfalls daran, dass diese Erhöhungen sehr unterschiedlich sind und bei weitem nicht alle Konsumenten Preisanpassungen von 12,5 Prozent gewärtigen mussten.
Preis und Mix
Allerdings steht Unilever bei weitem nicht an der Spitze. So findet sich im Quartalsausweis von Kraft Heinz sogar eine allgemeine Preiserhöhung von 15,4 Prozent; dies seien, so die Erklärung am 26. Oktober, «hauptsächlich Preiserhöhungen zur Minderung steigender Inputkosten».
Bei Henkel beträgt der entsprechende Wert 14,7 Prozent und bei Mondelez 11,4 Prozent.
Coca-Cola wiederum weist lediglich die Umsatzveränderung durch Anpassungen bei Preis und Mix aus – dieser Wert liegt bei 12 Prozent. Und das heisst: Die Zahl spiegelt nicht bloss platte Preissteigerungen, sondern teilweise auch höhere Einnahmen durch einen höherwertigen Produktemix.
Dies wiederum zeigt: All die Vergleiche hinken etwas. So verraten keineswegs alle Konsumgüterkonzerne, welcher Anteil einer organischen Umsatzerhöhung auf ein grösseres Verkaufsvolumen entfällt, welcher Anteil auf qualitative Veränderungen im Produktemix – und welcher Anteil auf höhere Preise. Bei Unternehmen wie Beiersdorf, Kellogg, Colgate-Palmolive und PepsiCo bleiben solche Details beispielsweise ganz im Dunkeln.
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