Es war das grosse Thema im letzten «Sonntagsblick». Unterm Titel
«Pakete packen, bis die Sanität kommt» berichtete das Blatt von zunehmend harten Arbeitsbedingungen bei Digitec Galaxus. Es berief sich dabei auf «ein halbes Dutzend Angestellte» des DC-Logistikcenters in Wohlen.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berichteten von steigendem Druck, Abmeldezwang vor dem Gang aufs WC oder davon, dass Telefonieren unterbunden werde. «Früher musste man beim Wareneingang 70 Artikel pro Stunde scannen», wurde eine Mitarbeiterin zitiert. «Heute beträgt das Soll 205 Artikel pro Stunde.»
Zuoberst auf der Homepage
Eine Teammitglied der Betriebssanität berichtete, dass vor allem im Sommer «alle paar Tage» jemand zusammenklappe, «insbesondere im Packing, wo es teilweise sehr warm wird und die Arbeit körperlich sehr anstrengend sein kann.»
Nun meldet sich Florian Teuteberg zu Wort, nennt den Bericht einseitig und erinnert daran, dass sich der «Sobli» sich wenige Angestellte abstützt – bei insgesamt 800 Mitarbeitenden in der Logistik. Dabei habe Digitec Galaxus den Reporter mehrfach eingeladen, sich vor Ort ein Bild zu machen; das sei ausgeschlagen worden.
«Wir finden es wichtig, unseren Mitarbeitenden in mehreren Dimensionen ein regelmässiges Feedback zu geben.»
Diverse Punkte werden vom Unternehmen gar nicht bestritten: Tatsächlich gibt es Kündigungen, wenn die Leistung über mehrere Monate nicht stimmt. Tatsächlich beobachten die Schichtleiter das Personal und schreiten ein, wenn Arbeit liegen bleibt. Tatsächlich gibt es ein Ampelsystem; aber das sei «keine öffentlich sichtbare Anzeige, sondern die Ampelfarbe wird im monatlichen Einzelgespräch zwischen Mitarbeitenden und Führungskraft diskutiert. Wir finden es wichtig, unseren Mitarbeitenden in mehreren Dimensionen, wie etwa Leistung und Qualität, ein regelmässiges und objektives Feedback zu geben.»
1,5 Kilometer pro Stunde
Falsch sei, dass Telefonieren am Arbeitsplatz verboten sei, so Teuteberg weiter. Falsch sei auch, dass die Logistiker im sogenannten Pick Tower dauernd rennen müssen: «Pro Arbeitstag legen die Logistikprofis rund 12 Kilometer zu Fuss zurück», rechnet Teuteberg vor: Das seien rund 1,5 Kilometer pro Arbeitsstunde. «Um das Pensum zu erfüllen, muss also niemand rennen.»
Und dass sich die Logistiker bei Kurz- oder Rauchpausen abmelden müssen, habe seinen Grund: «Die Arbeitsplätze müssen wie geplant belegt sein, damit es keine Staus gibt in nachfolgenden oder vorgelagerten Anlagebereichen.»
30 Fälle bei 100'000 Arbeitstagen
Bereits im Sobli-Artikel bestritt das Unternehmen nicht, dass in Wohlen gelegentlich ein Mitarbeiter «zusammenklappt»: 2020 und 2021 gab es im Logistikzentrum «jeweils rund 30 Fälle von Übelkeit, Kreislauf- oder Blutdruckproblemen, bei denen eine Betriebssanitäterin oder ein Betriebssanitäter eingriff», so Galaxus-Sprecher Stephan Kurmann damals. Man habe Massnahmen ergriffen und nehme die Fälle ernst.
Doch auch hier findet CEO Teuteberg eine Einordnung nötig: «Bei rund 100’000 Arbeitstagen, die in unserem Logistikzentrum jedes Jahr in Summe geleistet werden, bedeutet dies, dass ein Mitarbeitender durchschnittlich einmal alle zehn Jahre an Übelkeit, Kreislauf- oder Blutdruckproblemen leidet.»
«Niemand, der Kritik anbringt, allfällige Missstände anspricht oder Verbesserungsvorschläge einbringt, hat Nachteile zu befürchten.»
Am Schluss richtet sich der Manager an die Angestellten: Man solle ihm doch allfällige Mängel selber melden. «An alle Kolleginnen und Kollegen gerichtet, verspricht die Geschäftsleitung von Digitec Galaxus: Niemand, der Kritik anbringt, allfällige Missstände anspricht oder Verbesserungsvorschläge einbringt, hat Nachteile zu befürchten. Im Gegenteil, wir brauchen euer Engagement und euer Feedback. Sprecht mit uns!»
Das gelte auch für die Kolleginnen und Kollegen, die mit dem «Sonntagsblick» in Kontakt waren.