Freezy Boy: Hat nicht funktioniert

Ein Komposteimer, der Hygiene schafft und Bioabfall optimal verwertet? Die Idee eines Innerschweizer Startup tönte gut und hip. Weshalb sie trotzdem scheiterte.

26.06.2023
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Allzu abhängig von Küchenstudios und Schreinereien: der «Freezy Boy»  |  Bild: PD Avantyard.
Das Konkursamt Hochdorf hat am vergangenen Donnerstag den Konkurs über die Firma Avantyard in Root eröffnet. Dies bedeutet das Ende des «Freezy Boy».
Avantyard, gegründet 2018, hatte einen Spezial-Komposteimer entwickelt – und nach einer Crowdfunding-Aktion mit über 300'000 Franken lanciert.
Der «Freezy Boy» ist (oder war) ein Abfalleimer für organische Überreste. Er kühlt den biologischen Küchenabfall auf 5 Grad – mit der Folge, dass sich die Rüeblischalen oder das Apfelbütschgi nicht so rasch zersetzen; dass weniger lästiger Geruch entsteht; dass weniger verschimmelt; und dass weniger Fruchtfliegen in der Wohnung herumgeistern.

Energetisch positiv

Obendrein sollte der «Freezy Boy» einen Beitrag liefern zur Nachhaltigkeit: Denn je frischer der Kompostabfall in der Biotonne landet, desto mehr Biogas entsteht daraus. Deshalb würde der energetische Gewinn das bisschen Batteriestrom, welches der «Boy» benötigt, locker kompensieren.
So die Botschaft. Aber diese war wohl zu kompliziert. Nach einer gescheiterten Finanzierungsrunde lancierten die Geschäftsführer Peter Ruppeiner und Benjamin Flechsig noch im Mai eine Crowdfunding-Kampagne, um das Unternehmen zu retten. Doch auch das genügte nicht.
«Wir haben es nicht geschafft, das ambivalente Verhältnis zwischen Mehrwert und Umweltnutzen deutlich zu machen.»
Interessant die Erklärung, die Ruppeiner und Flechsig, nun zur Konkursanzeige veröffentlichten (hier, hier): «Wir sind gescheitert, den Markt für den Durchverkauf flächendeckend zu gewinnen», heisst es da etwa. «Wir mussten feststellen, dass sich in der heutigen Küchenlandschaft keine Innovation durchsetzen kann, die darauf angewiesen ist, die Nachfrage am POS (Point of Sale) zu erzeugen. 90% unseres Umsatzes haben wir mit KMU-Küchenstudios und Schreinereien generiert, während die grossen Akteure der Branche nicht bereit waren, den Durchverkauf systematisch mit uns anzustossen.»
Sie müssten auch die eigenen Kommunikation überdenken, so die Jungunternehmer: «Wir haben es nicht geschafft, das ambivalente Verhältnis zwischen Mehrwert und Umweltnutzen deutlich zu machen, der durch systematisches Recycling in der Abfallverbrennung entstanden wäre, nämlich eine mögliche Reduktion von 2 Mio. Tonnen an CO2-Emissionen.»
  • esg
  • non-food
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