Levi's setzt bald erste KI-Fotomodelle ein

Im E-Commerce fassen Models Fuss, die mittels künstlicher Intelligenz geschaffen werden. Ihr Vorteil: Sie können an die einzelnen Kunden angepasst werden. Was auch zum Nachteil wird.

27.03.2023
image
Modell auf der Levi's-App | Bild: PD Levi's
Es war nur eine Frage der Zeit, bis grosse Modebrands beginnen, von künstlicher Intelligenz (KI) kreierte Models für ihre Kampagnen und Onlineshops einzusetzen. Nun hat mit Levi Strauss & Co. ein Big player publik gemacht, dass er noch in diesem Jahr erste artifizielle Menschenbilder im E-Commerce testen wird.
Die Digitalchefin von Levi's, Amy Gershkoff Bolles, kündigte den Schritt letzte Woche an, wie das Branchenmedium «Business of Fashion» meldet.
Ein Ziel ist es, die Vielfalt (wörtlich: diversity) der Modelle zu erhöhen, die in den Levi's-Onlineshops Kleider präsentieren.

Jede Kombination von Rasse und Alter

Auf die Frage, warum der Modekonzern nicht einfach mehr unterschiedliche Menschen als Modelle verwende, sagte Gershkoff Bolles: «Es wäre unmöglich für uns, Models zu haben, die jede Kombination von Rasse, ethnischer Zugehörigkeit, Alter, Körpergrösse und Körpertyp abdecken.»
Der Zweck der KI-Modelle sei es, die menschlichen Darsteller zu ergänzen, nicht zu ersetzen, um ein «persönlicheres und umfassenderes Einkaufserlebnis» zu schaffen. Gershkoff Bolles wies auf der Bühne auch auf Untersuchungen hin, wonach die Kunden eher bereit sind, Produkte zu kaufen, wenn sie diese auf einer «Vielzahl von Modellen» sehen.

«Inklusion» in der Modelblase

Was zu vermuten ist: Levi's kann die Kleidungsstücke auf der Basis seiner Informationen über die Onlinekunden auf angepassten Models präsentieren. So bekäme etwa eine Latina-Kundin eher Figuren zu sehen, die wie eine Latina aussehen. Der Claim des «Inklusiven» wäre dann obsolet: Denn die Kundschaft würde gar nicht mehr mit Modellen anderer «Ethnien» konfroniert.
Levi's arbeitet für die KI-generierten Modelle mit der holländischen Firma Lalaland zusammen, die bereits Tommy Hilfiger, Calvin Klein oder die Otto Gruppe zu ihren Kunden zählt.
image
KI-Models von Lalaland | Bild: Lalaland.ai (Screenshot)
Lalaland preist seine Software denn auch mit diesem Plus an: «Passen Sie jeden einzelnen Avatar an, von der Frisur über die Körperform und -grösse bis hin zur Hautfarbe, um die Zielgruppe, die Sie erreichen möchten, zu spiegeln.»
Die propagierte Inklusion beisst sich damit selber in den Schwanz, und die Kunden bewegen sich in der gemäss KI zu ihnen passenden Ethnien- und Altersgruppen-Blase.

  • marketing
  • industrie
  • bekleidung
  • e-commerce
  • non-food
  • f&e
  • ai | ki
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

Schweizer Parfüm-Startup gewinnt wichtige Auszeichnung

Bodé Studios wurde 2021 von Lino Bottani und Nicola Deflorin gegründet und gewinnt mit seinem ersten Duft den Art and Olfaction Award 2023.

image

Bally hat mit Simone Bellotti einen neuen Design Director

Der Italiener leitet seit 2022 das Design Studio des Labels. Zuvor war er 15 Jahre bei Gucci beschäftigt.

image

Migros lanciert «M-Punkte» für Auslandskunden

In Österreich und Deutschland können Migros-Kunden beim Onlineshopping neu an einem Treueprogramm analog zum hiesigen Cumulus-System teilnehmen.

image

DACH-Chef verlässt Aryzta-Konkurrenten Vandemoortele

Vor zwei Monaten gab der belgische Backwaren-Hersteller den Eintritt in den Schweizer Markt bekannt. Nun tritt mit Robert Maassen der zuständige Länderchef ab.

image

Modehändler Hallhuber ist insolvent

Das Münchner Unternehmen betreibt in der Schweiz rund zehn Geschäfte. Es ist nach 2021 zum zweiten Mal zahlungsunfähig.

image

Bericht: Migros-Industrie soll zur «Supermarkt AG» geschlagen werden

Nach der Zusammenführung der Supermarkt-Geschäfte sollen auch die Migros-Industriebetriebe mit der von den Regionen kontrollierten neuen Einheit fusioniert werden.