Die Liechtensteiner Reichardt AG übernimmt die Stewi AG. Sie plant, das Winterthurer Traditionsunternehmen weiterzuführen: «Die Produktions- und Montagearbeiten verbleiben somit in der Schweiz und die Arbeitsplätze können mit wenigen Fluktuationen alle erhalten bleiben»,
so die Mitteilung des Unternehmens.
Allerdings ist ein kleiner Umzug geplant, nämlich von Winterthur nach Saland, das zur Gemeinde Bauma im Zürcher Oberland gehört.
Ende Juni hatten die Mitbesitzer und Geschäftsführer Lorenz Fäh und Stephan Ebnöther
gemeldet, dass sie aufgeben: Sie sähen sich «aus gesundheitlichen und altersbedingten Gründen» nicht mehr in der Lage, Stewi weiterzuführen. Zuvor hatten sie sich längere Zeit um eine Käuferin für das Unternehmen und die bekannte Marke bemüht – ohne Erfolg.
Preisdruck und Pandemie
Stewi gehört zu den wenigen Firmen, die zu einem Produkte- und Gattungsbegriff wurden: der Stewi. In der Schweiz weiss jedes Kind, was das ist. Doch selbst dies schien plötzlich nicht mehr zu genügen – nach 77 Jahren drohte der gleichnamigen Firma das Ende.
Lorenz Fäh und Stephan Ebnöther verwiesen auch auf ungünstige Rahmenbedingungen und eine erschwerte Teilnahme an internationalen, aber auch nationalen Absatzmärkten. «Der von allen Seiten einwirkende Preisdruck begleitet von Nachwehen der Covid Pandemie, haben die Entscheidungsfindung des Managements massgeblich unterstützt», so eine Erklärung.
Gerät der Volkskultur
Mit der Reichardt-Gruppe aus Ruggell sei nun ein zukunftsorientierter und international agierender Partner für Stewi gefunden, teilen die aktuellen Besitzer mit. Felix Reichardt wird die im September die operative Führung der Stewi-Gruppe übernehmen; Lorenz Fäh verbleibt in der Geschäftsleitung und im Verwaltungsrat. Stephan Ebnöther scheidet Ende August 2023 aus der Firma aus.
Sämtliche Vertriebs- und Lieferketten sollen somit erhalten bleiben – man bleibe der ökologischen und nachhaltigen Wäschetrocknung verpflichtet. «Stewi ist ein Gefühl, kein Name», schrieb «Der Bund» vor einigen Jahren, und machte damit deutlich, wie tief verankert das klassische Gerät in der hiesigen Volkkultur ist.
«Desolater Zustand»
Dennoch waren Fäh und Ebnöther, als sie Stewi im Jahr 2017 von der Gründerfamilie Steiner in Winterthur übernahmen, bereits auf eine angespannte Lage getroffen. Der Umsatz war zuvor jährlich um etwa 10 Prozent gesunken – und das über Jahrzehnte.
Cooles Schwarz: Heutige Produktelinie von Stewi | Bild: PD
«Organisatorisch war die Firma in einem desolaten Zustand», stellte Stephan Ebnöther später einmal fest: «Es gab keine Informationen über Abläufe, keine schriftliche Arbeitsverträge mit Mitarbeitern oder sonstige Basisdokumentationen über die Firma.»
In den letzten Jahren wurde denn auch eine Rundum-Erneuerung versucht, inklusive einer neuen Produktelinie in coolem Schwarz («Tomorrow»), neuer Informatik und einem Webshop. Dabei blieb Stewi aber dem Produktionsstandort Schweiz treu.