Die Ansprüche an die Schokolade sind höher denn je

Barry Callebaut schaut in seinem Schoko-Trendreport aufs Jahr 2024: Dort sieht er Kunden, die so anspruchsvoll sind, dass sie voller Widersprüche sind.

30.11.2023
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Symbolbild: Sara Cervera on Unsplash von: on Unsplash
75 Prozent: Die entscheidende Zahl im neuen Trendbericht des Schweizer Schokoladenherstellers Barry Callebaut steht auf Seite 24. Drei Viertel der befragten Konsumenten wünschen sich, dass Schokolade nicht nur gut schmeckt, sondern auch «gut» für sie selber und für den gesamten Planeten sei. Das ist symptomatisch für die Lage der Süsswarenbranche – wenn nicht der gesamten Konsumgüterindustrie.
Was schmeckt und uns neben Fettpölsterchen Wohlgefühl und Trost spendet, sollte also auch die Welt retten. Aber bitte ganz günstig, denn jetzt folgt die zweite Zahl:
66 Prozent der Befragten «versuchen aktiv Geld zu sparen und suchen nach erschwinglicheren Versionen ihrer Schokolade».
Ebenfalls zwei von drei Befragten sind «interessiert», dass «die schlechten und gesunden Zutaten reduziert oder ganz entfernt» werden. Aber das sollte wenn möglich in «bio» erfolgen, denn: 60 Prozent sind am Kauf von Bio-Schokoladen «interessiert».
Das ist der Tenor in dem 30-seitigen Report des Schweizer Schokoladeriesen: Die Kunden möchten die beste Schokolade, aber bitte ganz gesund – für sie selbst, die Menschheit und die Welt.
  • Barry Callebaut: «Top Chocolate Trends 2024 & Beyond», November 2023.
Was interessiert uns das? Die Informationen im neuen Barry-Callebaut-Trendreport unterscheiden sich kaum von jenen im letzten Jahr. Auch damals ergab sich, dass die Konsumenten den «bewussten» Schokoladenkonsum anstreben. «Be-wusst» im wörtlichen Sinn: Man will wissen, was in der Schokolade steckt, woher ihre Zutaten kommen, wem sie schadet, und wie man es anstellen könnte, dass sie das eben nicht tut.
Wir erkennen darin den Eiertanz um des Menschen täglich Konsum, auch dem von anderen Produkten: Textilien, Elektrogeräte, Autos... Das Wissen um die Unzulänglichkeit unseres Konsumverhaltens martert die Seelen. Am Konsum ändert es wenig, und das soll es auch nicht.

Seele & Gefühl

Die Umfrageergebnisse sagen aber einiges über die Ansprüche der Konsumenten an den Konsum im Allgemeinen und an sich selbst aus, die stetig wachsen.
Wir leben in Zeiten, in denen der Konsum von Gütern Selbstzweck ist. Wir benötigen viele Dinge nicht, die wir einkaufen, aber sie halten Körper und Seele beisammen. Deshalb steigen unsere Anforderungen an die Ware. Sie soll die Seele massieren und uns das Gefühl vermitteln, das Richtige zu tun.
Die Hersteller wissen das längst. So drucken sie phrasenweise auf die Packungen, was uns anspricht und befriedigt. Im Extremfall wird dann aus der dickmachenden, umweltzerstörenden Schokolade ein Nahrungsmittel ohne Milch, Fett, Zucker – und Kakao, der die Tropenwälder zerstört. Keine Schokolade mehr, sondern etwas, das der Trend zu verlangen scheint.
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