Bericht: Russische Nestlé-Mitarbeiter sollen an die Front
Der Schweizer Konzern gerät in Russland nun vollends in die Bredouille. Laut Informationen des «Telegraph» kann er nur weiter geschäften, wenn er Mitarbeiter in den Krieg ziehen lässt.
24.07.2023Nestlé-Fabrik im russischen Prem | Bild: Мастер Снов / Wikimedia CommonsDanone und Carlsberg wurden vor einer Woche in Russland enteignet: Machthaber Wladimir Putin schanzte deren Tochtergesellschaften in dem Krieg führenden Land seinen Lakaien zu, unter deren «vorübergehender Verwaltung» sie nun stehen (mehr dazu hier).
Bereits damals stellte sich die Frage, wie es mit anderen im Krieg führenden Land verbliebenen Konsumgüterherstellern aus dem Westen – etwa Nestlé und Unilever – weiter gehen würde. Nestlé lässt noch immer verlauten, man habe die Aktivitäten auf ein Minimum reduziert. Das könnte allerdings bald schon nicht mehr genügen.
Kanonenfutter gegen «Business as usual»
Laut einem Bericht des britischen «Daily Telegraph» steht Nestlé – neben Unilever – unter massivstem Druck der russischen Behörden zuzulassen, dass ihre (männliche) Belegschaft an die Kriegsfront in der Ukraine geschickt wird. Während Unilever bereits Ja zum Deal «Kanonenfutter gegen Weitergeschäften» gesagt hat, lässt Nestlé weiterhin verlauten, dass der Konzern seine «Mitarbeiter in Russland angesichts des kritischen Charakters unseres Sektors – der Lebensmittelproduktion – als unverzichtbare Arbeitskräfte betrachtet» – und deshalb von der Einberufung und dem Versand an die Front ausgenommen – werden sollten.
Reputationsverlust als Gefahr
Für Nestlé und Unilever erhält die Geschäftstätigkeit in Russland damit immer mehr den Charakter eines Erpressungsdeals: Entweder die Konzerne tanzen ganz nach der Pfeife des Kremls – oder es erwartet sie dasselbe Schicksal wie Danone und Carlsberg. Wobei es keineswegs sicher ist, dass die russische Regierung die Tochtergesellschaften der Westkonzerne selbst bei «gutem Benehmen» in Ruhe lässt.
Im Artikel des «Telegraph» spricht der Finanzanalyst Eddy Hargreaves des Vermögensverwalters Investec deshalb von «Erpressung» durch Putins Regierung. «Wenn sie weitermachen, riskieren sie, weltweit mehr an Ansehen zu verlieren, als sie kurzfristig in finanzieller Hinsicht einsparen und in Russland bleiben können.» Gleichzeitig könnten sie nicht mehr wirklich sagen, dass sie ihre Mitarbeiter oder deren Wohlergehen schützen würden, wie gerade Nestlé seit dem Angriff von Russland auf die Ukraine immer wieder argumentiert.
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