Deutschland: Konsumklima rabenschwarz – tiefster Stand seit Messbeginn
Auch in Frankreich sinkt der entsprechende Index auf den niedrigsten Stand seit Jahrzehnten.
28.06.2022Die Marktforschungsfirma GfK erhebt bekanntlich seit 1991 das «Konsumklima» in Deutschland: In einer Umfrage unter 2000 Personen werden monatlich die Konjunktur- und Einkommenserwartungen sowie die Neigung zu neuen Anschaffungen in Privathaushalten erhoben. Dieser Wert landete nun auf dem tiefsten Stand je. Konkret betrug der prognostizierte Wert für Juli –27,4.
«Der anhaltende Krieg in der Ukraine sowie unterbrochene Lieferketten lassen vor allem die Energie- und Lebensmittelpreise explodieren und führen dazu, dass sich das Konsumklima so trüb wie noch nie zeigt», sagt GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. «Vor allem der Anstieg der Lebenshaltungskosten von derzeit knapp acht Prozent drückt schwer auf die Stimmung der Verbraucher und schickt diese auf Talfahrt.»
Nur eine Zwischenerholung?
Für eine nachhaltige Trendwende beim Konsumklima sei neben der Beendigung des Ukraine-Krieges entscheidend, dass die hohen Inflationsraten wieder zurückgeführt werden.
Im Mai hatte der Wert der Konjunkturaussichten noch eine kurze Erholung gezeigt, dann rutschte der Indikator wieder ab. Deutschlands Konsumenten fürchten also nach wie vor ernsthaft, dass die Wirtschaft in die Rezession abrutschen könnte.
Die Einkommenserwartung – ein weiterer Wert im Index – setzte ihre steile Talfahrt fort. Hier verzeichnete GfK den tiefsten Wert seit Dezember 2002. Im Hintergrund stehen die hohen Inflationsraten, welche die Kaufkraft der Haushalte bedrohen.
«Somit werden auch die in den vergangenen zwei Jahren in den Lockdown-Phasen angesparten Finanzmittel vermutlich nicht in dem erhofften Masse in Käufe und Anschaffungen umgesetzt werden», folgern die GfK-Autoren: «Darunter wird die Binnenkonjunktur in den kommenden Monaten leiden.»
Und so sinkt auch der dritte Sub-Indikator, die Anschaffungsneigung. Hier mass GfK zuletzt während der Finanz- und Wirtschaftskrise im Oktober 2008 einen tieferen Wert.
Fast dasselbe Bild kommt heute aus Frankreich: Dort sank der Konsumenten-Vetrauens-Index des Statistikamts Insee auf den tiefsten Wert seit Mitte 2013. Damit liegt die Messlatte auch deutlich unter seinem langjährigen Durchschnitt von 100 Punkten (1987–2021).
Die befragten Konsumentinnen und Konsumenten bewerteten sowohl ihre finanzielle Lage als auch die Sparneigung und ihren Lebensstandard ungünstiger als im Vormonat. Etwas schlechter eingeschätzt wurden auch die Beschäftigungschancen. Und die Inflationserwartungen erreichten in Frankreich den höchsten Stand seit 2008.
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