Die Inflation im Kinderzimmer und an den Füssen
Vom Hauschuh bis zum Fixleintuch: So war die Alltags-Teuerung im letzten Jahr. Zahlen von Digitec und Galaxus.
22.02.2023Eines muss man Galaxus und Digitec lassen: Die Migros-Onlinehändler tragen viel zur Transparenz im Markt bei. Heute veröffentlichte das Unternehmen allerlei Daten über die Teuerung im eigenen Haus.
Eine Kernaussage dabei: Auch im Online-Handel steigen die Preise – und konkret war das Schweizer Sortiment von Galaxus und Digitec im Januar 2023 durchschnittlich 0,8 Prozent teurer als im Januar 2022.
Produkttypen mit den grössten Preissteigerungen bei Digitec und Galaxus: Januar 2023 vs. Januar 2022 | Grafik: Galaxus
Besonders steil waren die Preisanstiege bei Sneakers – hier betrug der Sprung von Januar 2022 zu Januar 2023 knapp 20 Prozent.
Spürbar wird auch eine gewisse Gumminflation: Flip-Flops und Gummistiefel schlugen um 24 und 22 Prozent auf (allerdings schlug Kautschuk selber letztes Jahr nicht allzu drastisch auf; doch diverse synthetische Materialien für die Schuhproduktion wurden deutlich teurer – so Plastik, Nylon-Netze, Polyester, Polyurethan-Schaumstoff).
Insgesamt waren die bei Galaxus erhältlichen Schuhe 7,6 Prozent teurer als zwölf Monate zuvor.
Produktgruppen mit den grössten Preissteigerungen bei Digitec und Galaxus: Januar 2023 vs. Januar 2022. | Grafik: Galaxus.
Nimmt man sämtlich Produkttypen mit über 100 Produkten im DG-Sortiment, so fallen einerseits die Lego-Steine, andererseits Büromöbel und drittens Ballsport-Produkte unangenehm auf: Hier lagen die Preiszuwächse über 10 Prozent. Verglichen wurde der Monats-Median der Verkaufspreise von Januar 2022 zu Januar 2023.
Kundschaft unerschütterlich
Im Schuhbereich sichtet Lina Friedrich, Category Manager fürs Schuhsortiment, noch weitere Ursachen für die Preissteigerungen. So hätten sich einige Hersteller gerade in dieser Phase preislich höher positioniert: «Diese Marken spekulieren darauf, dass sie mit einer kleineren, aber zahlungskräftigeren Zielgruppe mehr Gewinn erwirtschaften», so die Galaxus-Managerin.
Und tatsächlich liess sich die Schweizer Kundschaft offenbar kaum abschrecken: Galaxus verkaufte im Januar 2023 fast 29 Prozent mehr Schuhe als ein Jahr zuvor.
Eine weitere Ursache für die Schuh-Inflation liegt laut Lina Friedrich im Wunsch, nachhaltiger zu produzieren: «Die Nachfrage nach nachhaltigeren Materialien übersteigt das Angebot bei weitem.»
Und schliesslich spielt auch ein Basiseffekt hinein: Im Januar 2022 hatten die Schweizer Händler mehr Schuhe an Lager – während Schuh-Sales im Januar 2023 wegen diversen Knappheiten eher seltener waren.
Höhere Alltagsinflation im Januar
Die «gefühlte Inflation» in der Schweiz ist im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,8 Prozent gestiegen. Der Wert wird vom Vergleichsdienst Comparis in Zusammenarbeit mit der Kof ETH erarbeitet. Er berücksichtigt ausschliesslich die Preisentwicklung von regelmässig konsumierten Gütern wie Lebensmittel, Kleider und Medikamente. Ignoriert werden beispielsweise Mieten oder dauerhafte Güter wie Möbel.
Die Alltagsinflation lag damit höher als der offiziell ausgewiesene Landesindex der Konsumentenpreise.
Massiv teurer waren im Januar Strom und Energie zum Heizen, insbesondere Gas. «Der sprunghafte Anstieg der Inflation zeigt, dass die Preise auch 2023 weiter steigen werden», kommentiert Comparis-Finanzexperte Michael Kuhn.
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