Die Marketing-Lektion des Jahres: Wie Influencer ein Süssgetränk gross machen

Ein neuer Drink der beiden Youtube-Stars KSI und Logan Paul brachte Fans dazu, Filialen von Aldi zu stürmen.

4.01.2023
image
Logan Paul und Olajide Olayinka Williams JJ Olatunji (aka KSI) | Bild: PD Youtube
Das Getränk heisst Prime, es enthält Wasser, Zucker sowie 10 Prozent Kokoswasser und soll elektrolytisch wirken. Ideal für Sportler wie den US-Hobbywrestler Logan Paul und den britischen Rapper und Amateurboxer KSI.
Die beiden Youtube-Influencer haben zusammen 40 Millionen Follower. Anfang 2022 lancierten sie – nach lauten Streitereien, die sie bekannt gemacht hatten – gemeinsam das neue Drink-Produkt in den USA. Im Sommer landeten sie damit in Grossbritannien. Vielerorts waren die Prime Drinks in den Geschäften der Supermarktkette Asda – die es zunächst exklusiv vertreiben konnte – rasch ausverkauft. Und zwar rotz des stolzen Preises von 2 Pfund pro Halbliterflasche.
Wegen mangelnden Nachschubs stiegen die Preise auf Onlinemarktplätzen darauf bis auf das Zehnfache, und die erste Flasche für Grossbritannien wurde auf Ebay für 10'000 Pfund angeboten.
Als schliesslich die Discounterkette Aldi UK in einer Twittermeldung eine Aktion – die Plastikflasche zu 1.99 Pfund – ankündigte, brachen die Dämme: Kurz vor Silvester wurden in mehreren Städten die Aldi-Filialen von Kunden gestürmt, die sich einige Exemplare des Getränks ergattern wollten.
Das britische Fachblatt «Retail Gazette» bezeichnete die folgenden Ereignisse als «absolutes Blutbad». Der TV-Sender Sky sprach von «chaotischen Szenen». Kunden standen stundenlang an und kamen trotz Mengenbeschränkung nicht zum erhofften Kauf.

Bekanntheit mit Fake News

Die beiden Jungunternehmer wird es freuen: Die Publizität auf den digitalen Kanäle könnte sich bezahlt machen. Im Oktober verbereitete sich gleichzeitig mit der Einführung des Produkts auf den britischen Inseln die Fake News, dass die Prime-Produzenten ihre Marke für 10 Milliarden Dollar an Coca-Cola verkauft hätten.
Natürlich auf Youtube und anderen sozialen Medien. Schliesslich wurde das ganze Produkt von A bis Z via Social Media ins Gespräch gebracht – bis hin zu einem eigenen Twitter-Tracker, auf dem die Fans nach dem Produkt suchen können, wenn es wieder mal ausverkauft ist.
In Schweizer Shops sind die Prime-Flaschen nicht erhältlich. Coop und Migros planen aktuell nicht, sie ins Sortiment aufzunehmen, so die beiden Marktführer gegenüber «20 Minuten». Aldi Suisse wiederum beobachtet laut eigenen Angaben «die Entwicklungen rund um das Produkt bei unseren Kolleginnen und Kollegen auf der Insel ebenfalls mit grossem Interesse.» Aktuell sei der Vertrieb hier aber noch nicht in Planung.
  • food
  • getränke
  • marketing
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

Waterdrop: Ricola steigt bei Drinks-Startup ein

Der Schweizer Kräuterbonbon-Spezialist und der österreichische Brausewürfel-Hersteller teilen gemeinsame Werte – und USA-Pläne.

image

Hero greift in Grossbritannien zu

Die Lenzburger übernehmen Delicously Ella – und wollen der jungen britischen Marke ins globale Geschäft verhelfen.

image

Die Firma Zweifel emanzipiert sich von der Kartoffel

Aus «Zweifel Pomy-Chips» wird «Zweifel Chips & Snacks AG». Denn Zweifel ist auch süss und für vielfältige Snacks zu haben.

image

Aldi Suisse: Back to the Kerngeschäft

Der Discounter strafft sein Angebot an Non-Food-Produkten beziehungsweise –Aktionen.

image

Orior: Sacha D. Gerber wird Finanzchef

Der ehemalige Emmi- und Calida-CFO löst im Januar Andreas Lindner ab.

image

Migros Bio: Wo die Knospe drauf ist, ist Schweiz drin

Ausländische Bio-Angebote werden nicht mehr mit dem bekannten Knospen-Signet ausgezeichnet.