EU will dem Verpackungsmüll an den Kragen gehen

Mit der neuen Verpackungsordnung sollen durch Vorgaben und Ziele Abfälle vermieden und Mehrweglösungen gefördert werden. Umweltschützer kritisieren sie als zu wenig ehrgeizig.

1.12.2022
image
Bild von: on Unsplash
Festivalbesucher in der Schweiz kennen die Regeln schon heute: Auf Geschirr und Besteck gibt es ein Pfand. Einweggebinde gibt es nicht mehr – oder sie kommen in die Recyclingkübel.
Genau dorthin will die EU. Dazu hat sie eine Verpackungsverordnung geschrieben – mit folgenden Vorgaben:
  • Alle 27 EU-Mitglieder müssen den Verpackungsmüll pro Kopf bis 2030 um 5 und bis 2040 um 15 Prozent gegenüber dem Stand von 2018 reduzieren.
  • Sie sollen sich an Recyclingraten von 65 Prozent bis 2025 und 70 Prozent bis 2030 orientieren müssen.
  • Bis 2030 sollen zudem alle Verpackungen so konzipiert sein, dass sie rezykliert werden können. Die Hersteller müssten sicherstellen, dass Verpackungen bis 2035 tatsächlich «in grossem Umfang» rezykliert werden.
  • Eine Mehrwegquote für die Getränkesegmente Mineralwasser und Erfrischungsgetränke von 25 Prozent bis 2040 wird eingeführt.
  • Mindestziele für den Recyclinganteil von Kunststoffverpackungen werden gesetzt: zum Beispiel 30 Prozent für Getränkeflaschen bis 2030 und 65 Prozent bis 2040.
Was ambitioniert klingt, ist in Wahrheit ein Mindestmass an Regeln und Zielen, das von Gesetzen in einzelnen Ländern, zum Beispiel Deutschland, bereits heute überschritten wird. Dort sind seit Anfang 2022 etwa alle Einweg-Getränkeflaschen aus Kunststoff und Getränkedosen pfandpflichtig.
Dazu kommt: Noch können EU-Mitglieder den Vorschlag torpedieren oder abschwächen.

Kritik von Umweltverband

Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert denn auch den Vorschlag für die neuen EU-Verordnung als faulen Kompromiss (hier).
Deren Geschäftsführerin Barbara Metz fordert, ein «Vermeidungsziel», das «deutlich ambitinierter« sei: «Seit 2009 ist die Verpackungsmüllmenge in Europa um über 20 Prozent angestiegen und bis 2030 sollen gerade einmal 5 Prozent der Verpackungen im Vergleich zu 2018 vermieden werden. Das entspricht lediglich einem Viertel des Verpackungszuwachses der letzten Jahre.»
Eine Mehrwegquote für die wichtigsten Getränkesegmente Mineralwasser und Erfrischungsgetränke von 25 Prozent bis 2040 lasse «die Potentiale zur Abfallvermeidung sowie zum Klima- und Ressourcenschutz weitestgehend ungenutzt».
In einem vor wenigen Wochen öffentlich gewordenen Entwurf der EU-Verpackungsverordnung habe das Mehrwegziel noch 75 Prozent betragen.
  • esg
  • industrie
  • handel
  • verpackung
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

Detailhandelsumsätze: Kleiner Lichtblick im Oktober

Insbesondere im Non-Food-Bereich stiegen die Verkäufe im Herbstmonat etwas an.

image

Orell Füssli nominiert Pascale Bruderer für den Verwaltungsrat

Gleichzeitig hebt das Drucktechnik- und Buchhandelsunternehmen die Prognosen für das laufende Jahr.

image

CoffeeB: Migros bekommt weiteren Vertriebskanal in Deutschland

Das Kaffeebällchen-System von Delica wird bald auch über den Discounter Netto verkauft. Zu einem erstaunlichen Preis.

image

Amazon eröffnet in London einen Secondhand-Laden

Der Onlineriese wird stationär, um sparsamen Kunden auf die Weihnachtssaison hin Gebrauchtwaren und Reparaturen schmackhaft zu machen.

image

Nestlé entwickelt Neo-Milch mit weniger Laktose und weniger Kalorien

Das Produkt namens N3 soll «als Basis für die nächste Generation von Nutrition-Produkten dienen».

image

Die Tarte Citron kommt jetzt aus dem Automaten

Das nächste Shop-Experiment findet sich in Frankreich: Dort lanciert eine Premium-Konditorei einen 24-Stunden-Store.