Food-Konzerne erhöhen weiter ihren CO2-Ausstoss

Net Zero? Nein. Die Lebensmittel-Riesen bewegen sich immer noch in die andere Richtung. Dies zeigt die Recherche eines Fachportals. Einzig Danone und Nestlé konnten den Ausstoss senken.

23.11.2022
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Nestlés Wasserstoff-Zug für Vittel-Wasser | Visualisierung: PD Alstom Advanced & Creative Design
Die Treibhausgasemissionen von neun der grössten Lebensmittelunternehmen der Welt stiegen in den letzten 12 Monaten um insgesamt 27 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Der CO2-Fussabdruck dieser Konzerne vergrösserte sich im letzten Berichtsjahr um durchschnittlich 7 Prozent.
So lautet das Resultat einer Recherche des Lebensmittel-Fach-Portals «Just Food».
Ins Visier kamen dabei die CO2-Bilanzen der Konzerne Danone, General Mills, JBS, Kellogg, Kraft Heinz, Mars, Mondelez International, Nestlé und PepsiCo.
Fazit: Die selbst gesteckten Ziele zur CO2-Verminderung sind noch kaum in Griffnähe.
Zwar hätten alle Unternehmen Senkungen beim CO2-Verbrauch erreicht, jedoch nur in den so genannten Scopes 1 und 2. Diese umfassen den Ausstoss an Treibhausgasen, die direkt durch das Unternehmen oder durch den unmittelbaren Energieverbrauch verursacht werden (siehe Box unten).

Nestlés CO2-Emissionen stagnieren

Zählt man die Scope-3-Emissionen dazu, weisen hingegen bloss Danone und Nestlé auf einen verringerten Ausstoss. Bei Danone ging der Wert gemäss den Berechnungen im letzten Geschäftsjahr um 5 Prozent zurück, bei Nestlé schrümpfelte er um 0,2 Prozent.

Was sind «Scope 3-Emissionen»?

Treibhausgasemissionen werden vom meist benutzten internationalen Berechnungstool, dem Greenhouse-Gas-Protocol, in drei Kategorien oder Scopes unterteilt. Scope 1 deckt direkte Emissionen aus eigenen oder kontrollierten Quellen ab. Scope 2 deckt indirekte Emissionen aus der Erzeugung von gekauftem Strom, Dampf, Wärme und Kühlung ab, die das betreffende Unternehmen verbraucht. Scope 3 umfasst alle anderen indirekten Emissionen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen (Quelle: CarbonTrust).
Bei Kraft Heinz etwa stiegen die Scope 3-Emissionen um über 70 Prozent: von 25 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr 2020 auf fast 44 Millionen Tonnen im Jahr 2021. Will das Unternehmen seine Ziele bezüglich CO2-Reduktion erreichen, müsste es bis 2030 zurück auf 20 Millionen kommen. —
Auch für Mars wird es schwierig: Das Unternehmen steckte sich das Ziel, bis 2025 weniger als 20,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente zu verbrauchen. Tatsächlich aber liegt der gesamte Ausstoss aktuell bei 29 Millionen und damit nicht viel tiefer als die 31 Millionen im Jahr 2015, dem Ausgangszeitpunkt für die Zielsetzung.
Im letzten Berichtsjahr gestiegen sind die Scope-3-Emissionen bei Kellogg (um 4 Prozent), Mondelez (ebenfalls um 4 Prozent) und PepsiCo (7 Prozent).

Wachstum als Ursache

Die Konzerne mit steigenden Zahlen geben als Gründe dafür meist Firmenakquisitionen und wachsende Umsätze an. Mit anderen Worten: Es werden Unternehmen dazugekauft, die nicht dieselben Standards erfüllen wie der Mutterkonzern.
Und wie es scheint, haben einige Konzerne bei der Festlegung ihrer Klimaziele nicht mit steigenden Verkäufen gerechnet. Umsatzwachstum aber geht meist einher mit einer Ausweitung des Ausstosses von klimaschädlichen Gasen.
Nestlé Waters transportiert ab 2025 mit Wasserstoff-Zug
Die Nestlé-Division Waters, die unter anderem Mineralwasser der französischen Marken Perrier und Vittel vertreibt, setzt für Eisenbahntransporte ab 2025 einen Güterzug ein, der neben Strom auch mit Wasserstoff-Brennstoffzellen betrieben wird.
Am Projekt beteiligt sind auch zwei französische Unternehmen, nämlich der Zughersteller Alstom und der Energiedienstleister ENGIE.
Deren gemeinsam entwickelte Technolgie macht den Wasserstoff-Betrieb von Güterzügen auf nicht elektrifizierten Streckenabschnitten möglich und soll schrittweise einen nachhaltigeren Transport von Vittel-Mineralwasser zwischen der Quelle in den Vogesen und den verschiedenen Vertriebszentren in Frankreich ermöglichen.
Damit könnte Nestlé Waters jährlich CO2-Emissionen in der Höhe von 10'000 Tonnen reduzieren.

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