Getränkebranche im Abstimmungskampf

In Neuenburg entscheidet das Volk am Sonntag über eine obligatorische Zahnpflege-Versicherung. Die Soft-Drink-Hersteller finanzieren die Gegenkampagne.

19.09.2022
image
Wer soll das bezahlen? Zahnarzt bei der Arbeit.   |   Bild von: Jonathan Borba on Unsplash
Die «Tribune de Genève» spitzte es gleich zu: «Coca-Cola finanziert ein 'Nein' gegen die Zahnarzt-Versicherung», lautete ihre Schlagzeile.
Konkreter heisst das: Die Genfer Zeitung hatte herausgefunden, dass der Verband Schweizerischer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten (SMS) 10'000 Franken für eine kantonale Abstimmungs-Kampagne aufwirft.
Es geht um eine Initiative, die am 25. September 2022 in Neuenburg ansteht, und die verlangt, dass im Kanton eine obligatorische Zahnpflege-Versicherung eingeführt wird. Neuenburg wäre damit der erste Kanton, welcher Zahnbehandlungen der obligatorischen Krankenkasse unterstellt.

Gehts um Umsätze?

Hinter dem Anliegen stehen Gewerkschaften und Linke Parteien (mehr). Dass der nationale Versicherungsverband SVV hier mitwirkt und ebenfalls 10'000 Franken in den Abstimmungskampf investiert, ist naheliegend – und auch erklärbar unterm Motto 'Wehret den Anfängen'. Denn hier würde ein bestehendes Geschäftsfeld der Versicherer quasi in die Grundversicherung überführt.
Doch worauf zielen die Mitglieder des SMS ab – also Firmen wie Coca-Cola oder Rivella? Ein Aspekt: Die Initiative verlangt auch, dass der Kanton mehr in die Prävention gegen Zahnkrankheiten investiert. Mit-Initiant Baptiste Hurni wittert hier die Motivation der Hersteller von Süssgetränken: Sie befürchteten Umsatzverluste, wenn die Menschen besser auf ihre Zähne achten.

Oder gehts um die Finanzierung?

Der SMS widerspricht. Wie Kommunikationschef David Arnold in der «Tribune de Genève» erklärt, wurden die Mittel ursprünlich gesprochen, um einen geplanten Gegenvorschlag zur Initiative zu bekämpfen. Dieser sah vor, auf zuckerhaltige Getränke eine Sondersteuer einzuführen. Am Ende habe man beschlossen,  gemeinsam mit Wirtschaftskreisen des Kantons Neuenburg die diversen Aspekte des Pakets zu bekämpfen.
Tatsächlich wenden sich die Wirtschaftsverbände gegen die Initiative – beispielsweise der Gewerbeverband und die Fédération des Entreprises Romandes –, wobei ihnen ein Detail besonders störend erscheint: Die obligatorische Zahn-Versicherung würde teils durch ein Lohn-Prozent finanziert, das Arbeitgeber und Arbeitnehmer berappen müssten.
  • food
  • industrie
  • getränke
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

Lidl Schweiz: Nicholas Pennanen bleibt

Der designierte Schweiz-Chef kommt auf eine neue Position in der Lidl-Stiftung. Zugleich kommt es zu anderen Rochaden zwischen Lidl Schweiz und Lidl Österreich.

image

Migros: Schon viele feste Stellen in temporäre Jobs umgewandelt

In einem Interview deutete Konzernchef Mario Irminger an, wo die nächsten Positionen wegfallen.

image

Möbel: Neuer Chef für Horgenglarus

Josef Kaiser wird im Juli Marc Huber als CEO ablösen.

image

Schon wieder: El Tony Mate ist Marke des Jahres

Zum ersten Mal konnte eine Marke beim Promarca-Preis ein zweites Mal hintereinander gewinnen.

image

Emmi setzt jetzt auch auf heissen Kaffee

Der Milchverarbeiter übernimmt die Luzerner Kaffeerösterei Hochstrasser.

image

Neuer Chef für Nespresso Schweiz

Jean-Luc Valleix geht in den Ruhestand, Nestlé-Manager Nicolas Delteil ersetzt ihn.