Ist Bio over?
Und wieder zeigt eine Studie: Die Kunden wollen nachhaltig einkaufen, tun es aber nicht. Und: Regionalität ist ihnen wichtiger als Bio.
Von, 21.12.2023Schon Anfang Dezember zeigte eine Erhebung der Beratungsfirma Deloitte, dass die Leute gerne nachhaltig einkaufen würden – dass ihnen aber zunehmend das Geld dazu mangelt.
Diese Tendenz zeigt nun eine Studie, die im dritten Jahr von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn geführt wird, und den deutschen Markt beobachtet. Klar wird dabei ebenfalls: Die Bedeutung von Nachhaltigkeit nimmt bei den Kunden ab. Und zwar durchs Band – ob bei Käufern in Supermärkten oder in Discountern.
Im November 2021 und 2022 veröffentlichte die DHBW Heilbronn die ersten Whitepaper zum Attitude-Behavior-Gap. Aufgrund der Auswirkungen der Pandemie und der Kriege sind die ökologischen und sozialen Herausforderungen dringlicher geworden. Das Konsumverhalten hat sich in den vergangenen Jahren auch inflationsbedingt verändert, sodass 2023 die Absatzmengen von Bioprodukten und Fleischalternativen nach langer Wachstumsphase erstmals wieder rückläufig sind.
Der Graben zwischen dem Bestreben, nachhaltig zu sein und es dann auch wirklich zu tun, ist in den letzten Jahren geschrumpft. Dabei schreiben die Studienautoren aber auch, dass die Leute sich damit positiver gegenüber Nachhaltigkeit äussern. Dass sie deshalb auch nachhaltige Produkte kaufen, steht nicht zwingend im Zusammenhang.
Lob der Regionalität
Auf gut deutsch: Die Leute gelten gerne als nachhaltig, weil es zum guten Ton gehört. Ob sie dann im Supermarkt wirklich zur Bio-Gurke greifen, bleibt dahingestellt.
Das gelte auch für Kunden von Biomärkten, so die Heilbronner Daten. Selbst bei ihnen nimmt die Bedeutung ab. Wobei die Studienautoren auch einräumen müssen, dass sie von dieser Klientel nicht so viele wie andere Konsumenten befragt haben. Das Kriterium Regionalität ist für die Kunden wichtiger als Bio. Aber am wichtigsten ist den Konsumenten das Preis/Leistungsverhältnis, danach folgt das Thema Lebensmittelverschwendung.
Tipps und Tricks für Händler
- Einsatz eines umfassenden und für alle Branche einsetzbarer Nachhaltigkeits-Score für alle Produkte zur Nachvollziehbarkeit
- Staatliche Massnahmen, um den Unterschied zwischen nachhaltigen und eben nicht nachhaltigen Produkten in Supermärkten auszugleichen
- Bei einer Neulistung von Marken oder eigenen Produkten sollen gleich viele nachhaltige wie nicht-nachhaltige Angebote geschaffen werden
- Beide Produktkategorien müssen am POS gleichermassen gut zu finden sein
- Genaue Bedarfsmengen anzeigen, Ökobilanz auf dem Produkt kennzeichnen und auch die Möglichkeit, zu recyclen
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