Salmonellen: 30 Truck-Ladungen Schokolade werden vernichtet
Wegen einer befallenen Charge musste Barry Callebaut sein Hauptwerk in Belgien schliessen. Jetzt wird gemeldet, dass über 70 andere Firmen betroffen sind.
4.07.2022Gewaltige Mengen: Barry-Callebaut-Truck in Belgien | Bild: PD
Am vergangenen Montag entdeckte Barry Callebaut eine Salmonellen-positive Produktionscharge, die im Werk in Wieze, Belgien, hergestellt worden war. Schnell habe Lecithin als Quelle der Kontamination identifiziert werden können, so ein Communiqué vom Donnerstag.
Wie ein Sprecher des Unternehmens inzwischen meldete, können mehrere hundert Tonnen an Kakaoprodukten nicht mehr verwendet werden. Die Menge, die zur Sicherheit zerstört werden muss, umfasse etwa 30 Lastwagen-Ladungen.
Speziell schwer betroffen ist der Brüsseler Pralinenhersteller Neuhaus, der seine Produktion ebenfalls schliessen musste und rund 80 Tonnen vernichten wird. Alles, was seit dem 25. Juni produziert wurde, muss nun entsorgt werden.
Hoffen auf August
«Ein Grossteil der möglicherweise kontaminierten Schokolade wurde bereits in unseren Fabriken verwendet», sagte Neuhaus-CEO Ignace Van Doorselaere in der Zeitung «Dernière heure»: «Wir mussten die gesamte Produktion und die betroffenen Lagerbestände isolieren und zerstören, zudem unsere Fabrik schliessen.»
Neuhaus muss seine Produktion für zwei bis vier Wochen stilllegen, um alles zu reinigen. Firmenchef Van Doorselaere hofft, Anfang August den Normalbetrieb wieder aufnehmen zu können. «Zum Glück haben wir einen Vorrat, um den Abverkauf für drei bis vier Wochen sicherzustellen», sagt er.
Grösste Schokoladenfabrik der Welt
Immerhin ergab die sofortige Prüfung, dass keine betroffenen Produkte an Endkunden gingen. Am Freitag meldete Barry-Callebaut, dass «keine Schokoladeprodukte, die durch das salmonellen-positive Charge in Wieze, Belgien, betroffen sind, in die Detailhandelsketten gelangt sind.»
Das Werk in Ostflandern ist die grösste Schokoladenfabrik der Welt – und der B2B-Konzern Barry Callebaut ist ein Basislieferant für viele Süsswarenverarbeiter. Deshalb mussten neben Neuhaus Chocolates auch weitere Firmen wie The Belgian, Guylan sowie Mondelez (mit der Marke Côte d'Or) die Produktion unterbrechen.
Wo immer kontaminierte Kakao-Produkte Eingang fanden, droht ebenfalls eine Schliessung, die mehrere Wochen dauern kann.
Die Produktion in Wieze bleibt bis auf Weiteres ausgesetzt, und die seit dem Testzeitpunkt hergestellten Waren sind blockiert. «Nach Abschluss der Analysen werden alle Schokoladenproduktionslinien in Wieze gereinigt und desinfiziert, bevor der Produktionsprozess wieder aufgenommen wird», so eine Mitteilung.
«Retail Detail» hat dazu immerhin den Trost parat, dass eine Schliessung in diesen Tagen eine Art Glück im Unglück darstellt: Denn der Sommer ist in der Schokoladenindustrie ohnehin eine ruhige Zeit.
«Barry Callebaut wird sich nun die Zeit nehmen, die sehr sorgfältige Ursachenanalyse fortzusetzen und dabei (die belgische Aufsichtsbehörde) FAVV auf dem Laufenden zu halten», so eine Mitteilung aus der Konzernzentrale in Zürich. «Danach werden die Linien gereinigt und desinfiziert, bevor der Produktionsprozess wieder aufgenommen wird.»
Lektion aus Belgien, Teil 1
Im Hintergrund steht, dass der Süsswaren-Konzern Ferrero in Frühjahr ein regelrechtes Salmonellen-Debakel erlebte – welches ebenfalls in Belgien begann.
Nachdem in Kinder-Überraschungs-Eiern aus der Fabrik in Arlon Salmonellen entdeckt worden waren, musste Ferrero 3'000 Tonnen Süssigkeiten zerstören. 150'000 Entschädigungsforderungen liefen beim italienischen Konzern bislang ein.
«Wir haben 40 Prozent unseres Osterumsatzes eingebüsst, und das ist eine wichtige Zeit für uns», sagte Ferreros Frankreich-Chef, Nicolas Neykov, in einem Gespräch mit «Le Parisien». «Die finanziellen Folgen belaufen sich auf mehrere 10 Millionen Euro.»
Unternehmensfilm über die Barry-Callebaut-Fabrik in Wieze.