L'Oréal zeigt: Der Lippenstift-Effekt wirkt
Schwere Lage, Teuerung, Unsicherheit? Ach was. Der Kosmetik-Riese hat überhaupt keine Probleme. Im Gegenteil.
9.02.2023Saubere Sache: Model auf der Site zum Jahresabschluss 2022 von L'Oréal | ScreenshotDer französische Kosmetik-Riese legte sehr starke Zahlen fürs Jahr 2022 vor – und überraschte damit viele Experten. So stieg der Umsatz der Nestlé-Fünftelstochter um 18 Prozent auf 38 Milliarden Euro. Oder anders gesagt: Gemessen am Vor-Corona-Jahr 2019 lagen die Verkäufe 2022 um gut 23 Prozent höher.
Der Marktführer in Schönheits-Bereich spürte eine starke Nachfrage nach Make-ups und Hautpflege-Produkten – so dass es ihm auch gut möglich war, die Preise zu erhöhen. «Wir sind gestärkt aus dem Jahr 2022 hervorgegangen und haben unsere Position als weltweit führendes Beauty-Unternehmen gefestigt», kommentiert L'Oréal-CEO Nicolas Hieronimus die Ergebnisse.
Der Betriebsgewinn erreichte 7,4 Milliarden Euro, der Reingewinn lag bei 5,7 Milliarden – beide Werte lagen damit um rund einen Fünftel höher als im Vorjahr.
Kleiner Luxus, grosses Geschäft
Greifbar wird, dass das Mutterhaus von Marken wie Maybelline New York, Garnier, Lancôme, Cacharel oder Azzaro jetzt den so genannten «Lipstick Effekt» spürt. Also das Phänomen, dass gewisse Kosmetik- und Wellness-Hersteller in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten eine lebhafte Nachfrage verspüren. Denn die Menschen achten zwar verstärkt aufs Geld – aber gerade in dieser Lage sind sie gern bereit, sich mal einen «kleinen» Luxus zu gönnen. Zum Beispiel einen (vergleichsweise) teuren Marken-Lippenstift.
Schon zuvor hatten diverse Hersteller von Kosmetik gemeldet, dass sie nicht nur wenig von der allgemeinen Wirtschafts-Verunsicherung spüren – sondern im Gegenteil sogar eine regere Nachfrage erleben.
Nicolas Hieronimus erwartet denn auch, dass L'Oréal auch im Jahr 2023 ein solides Nachfragewachstum erleben wird. Allerdings erklärt er die Stärke des letzten Jahres auch mit anderen Faktoren – etwa mit technologischen Fortschritten und insbesondere auch mit der starken Position im E-Commerce (28 Prozent, also fast ein Drittel des Umsatzes von L'Oréal entstammt inzwischen dem Online-Handel).
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