Die Trockenheit spült Nestlé wieder an den Wasser-Pranger

Nach dem Extrem-Sommer wehren sich Bürger in Wales gegen eine Nestlé-Tochter, die Grundwasser verkaufen will.

31.08.2022
image
Wasser ist nicht mehr selbstverständlich: Küste in Pembrokeshire, Wales  |  Bild von: John-Mark Strange on Unsplash
In Wales stösst die Nestlé-Tochter Princess Gate Spring Water Ltd auf Kritik: Das Unternehmen fülle Grundwasser in Flaschen ab, während im Land Mangel herrscht. Oder wie es eine lokale Zeitung formulierte: «Nestlé entnimmt Millionen Liter Wasser aus Pembrokeshire, während die Bewohner Einschränkungen ausgesetzt sind».
Princess Gate begann 1991, im westlichsten Zipfel von Wales zunächst eigenes Quellwasser abzuschöpfen. Bis 2018 war dies für die Nestlé-Tochter ohne Einschränkungen möglich.
Da die ursprüngliche Quelle inzwischen versiegt ist, muss Princess Gate nun auf eine staatliche Lizenz hoffen, um in Zukunft bis zu 314 Millionen Liter pro Jahr aus dem Grundwassersystem der Region abpumpen zu können. Bis Ende dieses Jahres wird die zuständige Behörde Natural Resources Wales entscheiden, ob sie die Erlaubnis erteilt.
image
Werbeplakat für Princes Gate  |  Bild: PD
Dagegen wehren sich Bauern und Unternehmer aus der Region. Sie beklagen, dass die Quellen auf ihrem Land wegen des Bezugs durch Princess Gate ausgetrocknet seien.
Dabei dreht sich die Debatte ins Grundsätzliche: Die Kritik der Anwohner richtet sich nun generell gegen eine kommerzielle Verwertung von Grundwasser.

Die ewige Grundsatzfrage

Der Sommer 2022 – der in Grossbritannien speziell trocken ausfiel – bestärkt die Opposition gegen den Verkauf von Grundwasser. Auch in Wales mussten die Behörden die Bevölkerung aufrufen, Wasser zu sparen.
Vor allem deutet der Fall an, dass sich ein alter Konflikt mehr und mehr verschärfen könnte. Nestlé wie auch Danone und Coca-Cola stehen wegen der Ausbeutung von Quellen und der Nutzung von Grundwasser für Flaschenwasser seit Jahren im Kreuzfeuer der Kritik.
ZDF-Reportage «Auf dem Trockenen» über Multis, die mit Wasser Geld machen.
Die Reportage «Auf dem Trockenen» von 2021 des deutschen Senders ZDF, der in den letzten Wochen auf Arte wiederholt wurde, hat die Kritik am Geschäft mit dem Wasser auch in Frankreich wieder angeheizt (hier). Darin wird den Multis vorgeworfen, in Regionen Europas Wasservorkommen auszunutzen, in denen der Grundwasserspiegel am Sinken ist.

Nestlé gibt Versprechen ab

Auch in den US-Staaten Michigan, Kalifornien und Washington haben Bürgerbewegungen Initiativen und Klagen eingereicht, um Nestlés Geschäfte mit dem Wasser zu beenden (hier, hier und hier). In Michigan erhielt Nestlé 2020 allerdings von einem Gericht das Recht, weiterhin Grundwasser in Flaschen abzufüllen.
Nestlé verweist auf seiner Homepage auf verschiedene Versprechen, das Nutzwasser an Orten, an denen der Konzern aktiv ist, nachhaltig zu bewirtschaften.
Das Unternehmen unterstützt zudem verschiedene weltweite Initiativen, die darauf hin arbeiten, die natürliche Resource Wasser für die Bevölkerung, aber auch für die Wirtschaft für die nächsten Jahrzehnte zu sichern.
  • food
  • industrie
  • getränke
  • nestlé
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

Cremo holt neuen Marketing-Chef

Patrick Th. Onken soll die Marken des Milchverarbeiters ausbauen und näher zu den Kunden führen.

image

Hero: 1,2 Milliarden Umsatz, aber hohe Kosten für Fabrikschliessungen

Der Traditionshersteller erzielte 2023 einen Reingewinn von elf Millionen Franken. Offenbar konnten die Lenzburger die Teuerung gut weiterreichen.

image

Spavetti: Ernst Arn verlässt CEO-Posten

Nach nur acht Monaten im Amt gehen Ernst Arn und Gemüse-Verarbeiter Spavetti bereits wieder getrennte Wege.

image

Eigenmarken bei Decathlon: Da waren's nur noch neun

Der Sportartikelhändler streicht erneut Hausmarken aus dem Sortiment. Dabei geht der Trend in ganz Europa genau in die andere Richtung.

image

Unilever will Magnum, Ben & Jerry's & Co. verkaufen

Das gesamte Glacégeschäft des FMCG-Riesen wird in den nächsten Monaten abgestossen.

image

Lidl Schweiz meldet 1 Million App-Nutzer

Jährlich will der Discounter acht bis zehn weitere Filialen eröffnen – mit einen Fokus in grösseren Städten.