Online-Handel: Gebühren und Lieferkosten werden stärker akzeptiert

Die Kunden scheinen sich bewusst, dass die Gratismentalität inzwischen an Grenzen stösst.

13.01.2023
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Symbolbild: Jake Nebov on Unsplash von: on Unsplash
Wenn alles teurer wird, wird eines absehbar: Der Online-Handel liebäugelt damit, über Gebühren oder Lieferkosten die Margen zu bewahren (beziehungsweise die eigenen Kosten zu dämpfen). Neuste Beispiele: In der Schweiz führte Farmy einen Mindermengen-Zuschlag für Bestellungen unter 100 Franken ein. In Deutschland will About You, der zweite grosse Internet-Modehändler, einen Mindestbestellwert für den Gratisversand einzuführen.
Das hat das Unternehmen im Fachmedium «Neuhandeln.de» angekündigt. Man wolle mit einem Mindestbestellwert erreichen, dass es weniger «defizitäre Bestellungen mit nur geringen Bestellwerten» gibt.
Die ersten Tests laufen im französischen About-You-Shop: Dort wird nur noch gratis verschickt, wenn man für mindestens für 24,90 Euro bestellt; sonst setzt es ein Porto von 3,90 Euro. Auch beim belgischen und irischen Shop gilt nun ein Mindestbestellwert von 24,90 Euro. Bei aboutyou.ch heisst es derweil noch: «Kostenloser Versand & Rückversand».
Gut möglich, dass die Kunden die Veränderung ganz gut akzeptieren. Eine neue Erhebung dazu, durchgeführt im Auftrag des Software-Anbieters Sendcloud, zeigt jedenfalls eine erhebliche Bereitschaft, fürs Päckchen zu bezahlen.
Konkret wurden 1'000 Konsumentinnen und Konsumenten in Deutschland befragt. Dabei sagten zwar 60 Prozent aus, dass hohe Versandkosten ein Grund seien, bei einem anderen Händler zu kaufen. Zugleich wuchst aber die Bereitschaft, mehr für den Versand zu zahlen.
Während die Deutschen 2021 für Bestellungen im Wert von 50 Euro bereit waren, durchschnittlich bis zu 4,10 Euro für Lieferungen zu zahlen, ist die akzeptierte Zahl im der neuen Umfrage auf 5,30 Euro gestiegen.
Zwei Drittel (66 Prozent) der Kundschaft rechnet damit, dass Versandgebühren wegen der Inflation 2023 weiter steigen werden.

«Deutliche Verhaltensänderung»

Für eine Bestellung im Wert von 15 Euro sind die Durchschnitts-Käufer bereit, 4,60 Euro zu zahlen, für eine Bestellung im Wert von 150 Euro sogar 6,90 Euro.
«Lange Zeit waren die Deutschen kostenlosen Versand gewöhnt, was sich für viele Online-Retailer zu einer Belastung entwickelte», sagt Soundcloud-CEO Rob van den Heuvel. «Schon bei geringen Lieferkosten sind Käufer und Käuferinnen zur Konkurrenz abgewandert. Mittlerweile sehen wir eine deutliche Verhaltensänderung.»
Die Mindestbestellmenge scheint dabei ein durchaus valables Mittel zu sein. Denn etwa zwei von drei Befragten (61 Prozent) wären bereit, ein zusätzliches Produkt zu bestellen, um kostenfreien Versand zu erhalten.
Obendrein ist Gratisversand beliebter als schneller Versand: 4 von 5 Verbrauchern (79 Prozent) würden eine kostenlose einer schnellen Lieferung vorziehen, während nur ein Fünftel (20 Prozent) eine zügige Zustellung bevorzugt.
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