Online-Handel: Die Retourenflut ist ein echtes Umweltproblem

In Deutschland verursachen die Rücksendungen so viel CO2 wie 80'000 Menschen im Jahresschnitt. Oder wie Milliarden von Autokilometern.

12.09.2022
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Kartonberge: Auch eine Folge der Retouren | Bild von: Claudio Schwarz on Unsplash
Der moderne Mensch liebt es, sich Mode nach Hause liefern zu lassen – und die Pakete mit mindestens einem der bestellten Artikel wieder zurückzusenden. Laut dem aktuellen «Retourentacho» einer Forschergruppe an der Universität Bamberg geschieht dies in Deutschland mit zwei von drei Lieferungen.
Alle deutschen Retouren zusammengenommen verursachen einen Ausstoss von etwa 800'000 Tonnen CO2 pro Jahr – das ist so viel, wie 80'000 Menschen verursachen. Anders gesagt: Der Ausstoss entspricht 5,3 Milliarden mit dem Auto zurückgelegten Kilometern.
Laut dem Team aus Bamberg ist Deutschland der klare Retouren-Rekordhalter in Europa. Die Kundschaft in anderen europäischen Ländern schickt im Durchschnitt nur rund halb so viele Pakete und Artikel zu den Händlern zurück. Insgesamt ist es in der EU jedes vierte Paket, das mit mindestens einem der bestellten Artikel wieder den Rückweg antritt.
Notabene: Die Forscher verraten, dass Schweizer und Österreicher im Retouren-Spiel gleich hinter den Deutschen rangieren. (Für eine separate Ausweisung der Zahlen aus den beiden Ländern ist – so Björn Asdecker von der Forschungsgruppe der Uni Bamberg – die Stichprobe noch zu klein.)

Was geschieht mit den Retouren?

Die folgenden Angaben beruhen auf den Angaben der befragten deutschen Händler, die darüber Auskunft gaben:
  • Der Fashion-Anteil beträgt bei den retournierten Sendungen 83 Prozent und bei den retournierten Artikeln 91 Prozent.
  • 93 Prozent der retournierten Artikel gelangen als neuwertig wieder in den Verkauf.
  • 1,3 Prozent werden entsorgt. Das sind rund 17 Millionen retournierte Artikel.
  • Transport- und Bearbeitungskosten pro Artikel betragen im Schnitt 2,85 Euro.
  • Transport- und Bearbeitungskosten pro Retourensendung betragen im Schnitt 6,95 Euro.
Die Zahlen zur Umweltbelastung sind Schätzungen der Forscher. Denn nur jeder 20. Händler erfasst den ökologischen Fussabdruck der Retourenpolitik.
Zudem: Ein Teil der retournierten Artikel, die als «neuwertig» taxiert werden, landen in den Ramschkisten von Billiganbietern. Was dort nicht verkauft wird, wird wiederum entsorgt.

Gründe für hohe Zahlen

Wieso senden Deutsche (und Schweizer) so viele Artikel zurück? Die Gründe laut den Forschern:
  • Sie bestellen mehr Artikel aufs Mal. Das erhöht die Chance, dass einer davon im Paket wieder zurückgeht.
  • In den DACH-Ländern sind die Retouren öfter kostenlos. In vielen anderen Ländern müssen sich die Kunden an den Kosten beteiligen
  • Die Rückgabefristen sind generell länger.
  • E-Commerce: Retouren bleiben zumeist gratis. Eigentlich würden viele Kunden Rücksende-Kosten tolerieren. Aber der Onlinehandel bleibt mehrheitlich beim alten Modell.

  • e-commerce
  • esg
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