Plastikmüll: Konsumgüter-Industrie erreicht Recyling-Ziele nicht

Konzerne, die sich zu Plastikreduktion und -recycling verpflichteten, haben grosse Mühe, ihre Ziele zu erreichen. Das zeigt ein Update der federführenden Stiftung.

25.11.2022
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Symbolbild von: Cristian Palmer on Unsplash
Die Global Players der Konsumgüterindustrie tun sich schwer mit ihren Versprechen zur Reduktion von Plastikmüll. Das zeigt die neuste Ausgabe des Global-Commitment-Berichts, der jährlich von der NGO Ellen Macarter Foundation herausgegeben wird.
Zu den 500 Institutionen und Unternehmen, die sich den Vorgaben des von der UNO initiierten Projektes verpflichtet haben, gehören die Branchenriesen Nestlé, Unilever, PepsiCo, Coca-Cola, Danone, Mars, L'Oréal, Mondelez, Henkel, Colgate-Palmolive, SC Johnson, Diageo, Kellogg und Reckitt.
Sie bringen 20 Prozent der gesamten Menge an Plastikverpackungen auf unserem Planeten in Umlauf. Nur wenige der grössten Unternehmen – etwa Procter&Gamble oder AB InBev – sind nicht an Bord.
2018 verpflicheten sich die Unterzeichner zu relativ weitgehenden Schritten, um weniger Plastikmüll zu verursachen. Die drei wichtigsten Ziele bis 2025 lauten:
  • 100 Prozent aller Plastikverpackungen soll wiederverwendbar, rezyklierbar oder kompostierbar sein.
  • Die Menge an verwendetem Neuplastik soll um 25 Prozent von 12 auf 9,5 Millionen Tonnen pro Jahr sinken.
  • Die Menge an rezykliertem Plastik soll von 1 auf 6,2 Millionen Tonnen jährlich steigen.
Das Fazit jetzt: Beim gegenwärtigen Tempo wird keines der Ziele zu erreichen sein, so der Bericht. —

Keines der Unternehmen steht mit einer weissen Weste da – aber keines hat in der Verfolgung der Ziele auch völlig versagt.
Nestlé zum Beispiel reduzierte seinen Verbrauch an Neuplastik in den letzten vier Berichtsjahren um 8 Prozent – gleichzeitig sank auch der Anteil des wiederverwertbaren Plastiks am Gesamtverbrauch um 4 Prozent.
Für Unilever sind die Zahlen etwas besser: 16 Prozent weniger Neuplastik, 3 Prozent mehr wiederverwertbares Material.
Dass die gesteckten Ziele bis 2025 nicht erreichbar sind, hat unter anderem folgende Gründe:
  • Probleme machen laut dem Bericht vor allem neue Verpackungsformen aus Plastik wie kleine Sachets, welche die Konzerne vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern verkaufen.
  • Konzerne akquirieren neue Unternehmen, die nicht den eigenen Standards bezüglich Plastikverwendung entsprechen.
  • Zudem wächst mit steigenden Umsätzen und Mehrverkäufen auch die gesamte Menge an Plastik, so dass die Zahlen insgesamt steigen statt sinken.

Drohung mit dem Staat…

Deshalb verlangt der Bericht nicht nur, dass die Unternehmen sich noch stärker anstrengen. Vielmehr müsste nun auch die Politik eingreifen: «Die Regierungen müssen unverzüglich Massnahmen ergreifen, um den Fortschritt zu beschleunigen, und haben die Möglichkeit, in den bevorstehenden Verhandlungen über ein rechtsverbindliches Instrument zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung ein hohes Anspruchsniveau zu fördern.»
Die Drohung lautet also: Wenn Selbstregulierung und Eigenverantwortung nicht genügt, müssen Gesetze her, die auch durchgesetzt werden.

…aber bei den Staaten hapert es

Der Bericht führt denn auch auf, welche Staaten Regeln für Unternehmen eingeführt haben oder solche planen. So erliessen Peru und Schottland bereits gesetzliche Verbote für Plastik, das nicht wiederverwertbar ist.
Allerdings zeigt der Zwischenbericht ebenso, dass die Staaten, die sich mit ihrer Unterschrift zur Erreichung von Zielen verpflichtet haben, diesen nicht weniger nachhinken als die Grossunternehmen.

«The Global Commitment»: Konzerne verpflichten sich

Das 2018 ins Leben gerufene «Global Commitment» wurde vom Uno-Umweltprogramm ins Leben gerufen, um den Plastikmüll auf der Welt zu reduzieren und letztlich – mit einer vollständigen Kreislaufwirtschaft – zu eliminieren.
Dazu haben sich 500 Länder, Institutionen und Konzerne zu Zielen bekannt, die bis 2025 erreicht werden sollen. Die NGO Ellen Macarter Foundation hat die Aufgabe, dabei für Transparenz zu sorgen, unter anderem mit einer jährlichen Berichterstattung über die erreichten Zahlen.

Erklärvideo zum Bericht des «Global Commitment»

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