Prognose: Food-Delivery-Markt verdoppelt sich bis 2026

Überall ploppen neue Quick-Commerce-Dienste auf. Sie könnten den traditionellen Lebensmittel-Handel massiv verändern.

13.06.2022
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time lapse photo of person riding on white road bicycle von: Roman Koester on Unsplash
Das Essen kommt per Velo, ob warm und fertig oder kalt und noch nicht ganz zubereitet. Und die Lieferanten heissen heissen Gorillas, Getir, Just Eat, Stash oder Farmy. Letztes Jahr investierte die Finanzbranche weltweit rund 15 Milliarden Franken in die jungen Quick-Commerce-Firmen.
Die Unternehmensberatungsfirma Bain & Company befindet nun, dass sich damit etwas verändert in unserem Detailhandel- und in der Food-Verteilung. Denn auch Essenslieferanten wie Deliveroo und DoorDash verwischen die Grenzen zwischen Pizza-Lieferdienst und dem Einkauf von Lebensmitteln. Und dass der deutsche Lieferriese Gorillas nun sogar Eigenmarken ins Programm aufnimmt, setzt einen weiteren Akzent in dieser Erneuerung von aussen.

Vorteil Migros, Coop & Co.

Da prallen also neue Player und die traditionellen Lebensmittel-Händler aufeinander. Bain & Company erwartet in der Quick Delivery ein starkes Wachstum: In Deutschland werde der Markt bis 2026 auf voraussichtlich 14 Milliarden Euro zulegen, also aufs 2,1-Fache des bisherigen Spitzenwerts (erreicht während der Pandemie). Für Italien und Frankreich – aber auch die USA – prognostiziert die Beratungsfirma mit Sitzen in München und Zürich derweil einen Zuwachs um das 1,4-Fache.
Dabei müssten sowohl die Herausforderer als auch die traditionellen Konzerne ihre Kapazitäten erweitern, um das Wachstum zu bewältigen.
«Der Online-Lebensmittelhandel hat sich rund um den Globus zu einem milliardenschweren Wachstumsmarkt entwickelt», sagt Miltiadis Athanassiou, Bain-Partner und Co-Autor der Studie. «Die jüngsten Investitionen in die Sofortlieferdienste bedeuten aber keineswegs, dass die neuen Anbieter zwangsläufig die Oberhand gewinnen.»
Vielmehr stünden alle Marktteilnehmer vor der gleichen Herausforderung: sich im Wettbewerb zu behaupten und langfristig profitabel zu sein.
Alle Wettbewerber seien dabei mit drei Themen konfrontiert:
1. Die klassischen Omnikanal-Anbieter haben Vorteile – nämlich ihre Grösse und ihre Kundennähe.
Denn selbst eifrigste Online-Shopper kaufen immer auch im klassischen Detailhandel. Und diese Unternehmen kennen die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Kundschaft. Laut der Studie gibt die Omnikanal-Kundschaft in den USA pro Monat durchschnittlich 131 Dollar für Lebensmittel aus; derweil kaufen reine Onlineshopper für 79 Dollar ein; und wer ausschliesslich den stationären Detailhandel nutzt, lässt dort monatlich im Schnitt bloss 63 Dollar.
Auf der anderen Seite können die traditionellen Detailhändler dank ihrer wichtigen Rolle für die Hersteller oft bessere Konditionen im Einkauf erzielen.
2. Alle müssen ihre Rentabilität verbessern. Der Online-Lebensmittelhandel hat deutlich tiefere Margen – also drückt er auch bei den etablierten Handelsketten auf die Rentabilität.
Auf der anderen Seite benötigen auch die Quick-Commerce-Anbieter ein strikteres Kostenmanagement. Denn der Direktverkauf aus dem Warenlager ist nach wie vor nicht flächendeckend profitabel; und ihre Aufwendungen für die Akquise neuer Kundschaft bleiben durch Rabattaktionen hoch.
3. Effiziente Abwicklung und Lieferung sind entscheidend. In den nächsten Jahren – so die Bain-Studie weiter – werden alle Player ihre Lieferkapazitäten erheblich ausbauen müssen.
Die Detailhändler sollten sich aber zusätzlich zu den bisherigen Click-and-Collect-Lösungen im Laden stärker auf eine automatisierte Auftragsabwicklung bei Zusammenstellung und Verpackung der Produkte konzentrieren.
Auch könnten die traditionellen Geschäfte mit Lieferservice-Apps kooperieren, um kurzfristig zusätzliche Kapazitäten zu schaffen und die hohen Kosten des Transports bis zur Haustür in den Griff zu bekommen.
Allerdings müssten sie dabei Nachteile wie den Verlust von Marge und direktem Kundenkontakt in Kauf nehmen.
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