Shrinkflation: Jetzt hat auch Nestlé seinen Fall

Das Traditions-Schokoladeboxen von «Quality Street» verlieren an Gewicht.

26.08.2022
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In Grossbritannien kennt jedes Kind «Quality Street»: Die Marke bietet seit bald 90 Jahren in grossen, violetten Büchsen eine bunt eingepackte Auswahl von Schokoladesorten. Vor allem sind diese Boxen ein traditionsreiches Weihnachtsgeschenk auf der Insel.
Wer zum letzten Weihnachtsfest eine «Quality Street»-Box kaufte, bekam 650 Gramm. Das nächste Mal jedoch bringt Father Christmas nur 600 Gramm. Auch die kleineren Kartonschachteln des Nestlé-Longsellers schrumpfen von 240 auf 220 Gramm.
Dies melden die britischen Fachmedien «The Grocer» und «City A.M.» – und es wird von Nestlé bestätigt: «Jedes Jahr lancieren wir ein neues Quality-Street-Sortiment mit verschiedenen Formaten, Grössen, Gewichten und Preisempfehlungen, was auf einer Reihe von Faktoren basiert, etwa Herstellungskosten, Zutaten und Transport sowie den Vorlieben unserer Kunden»: So erklärt es ein Nestlé-Sprecher gegenüber «City A.M.».

Schrumpfen hat Grenzen

Sehr nahe liegt die Vermutung, dass die Herstellungskosten dieses Jahr das entscheidende Argument bildeten. Bekanntlich greifen die Food-Konzerne reihenweise zum Mittel, kleinere Mengen zum gleichen Preis anzubieten, um den Druck bei den Beschaffungskosten abzufedern. Das Modewort dazu heisst «Shrinkflation».
Haribo beispielsweise verkleinerte kürzlich seine «Goldbären»-Tüte von 200 auf 175 Gramm. Oder der Rama-Becher schrumpfte in Deutschland von 500 auf 400 Gramm.
In der Schweiz ist das Phänomen bislang noch nicht sehr akut – kein Wunder auch: Die «Shrinkflation» blüht dort, wo die Inflation hoch ist. Und so ist Grossbritannien (Teuerungsrate im Juli: 10,1 Prozent) natürlich ein Top-Kandidat für solche Übungen. Die Reduktion bei «Quality Street» entspricht 7 bis 8 Prozent.
Wobei jetzt kritische Stimmen in England daran erinnern, dass die violetten Büchsen schon 2019 einmal verkleinert wurden.
Was wiederum zeigt: Jede «Shrinkflation» kommt bald einmal an ein natürliches Ende – zwangsläufig. Mehr als eine Zwischenlösung kann sie nie sein.
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