Studie: Laborfleisch ist ein Klimamonster
Laut einer Untersuchung der University of California könnte «kultiviertes Fleisch» 4 bis 25 Mal mehr Treibhausgas verursachen als Tierfleisch.
16.05.2023Burger aus kultiviertem Fleisch | Bild: PD Mosa MeatHat Fleisch aus dem Bioreaktor das Zeug zur Rettung des Weltklimas? Immerhin haben Rinderfarmen und Fleischfabriken eine üble Klimabilanz. Oder ist es ganz im Gegenteil ein neues CO2-Monster? Diese Frage stellten sich Wissenschafter der University of California in Davis.
Ihr Fazit: Laborfleisch hat ein «schmutziges Geheimnis», wie es im Titel des noch unveröffentlichten und noch nicht unabhängig bewerteten Bericht im «New Scientist» heisst.
Gemäss den Autoren beruht der Hype ums Zuchtfleisch auf fehlerhaften Analysen der CO2-Emissionen: «Befürworter von ACBM [«animal cell-based meat», also Fleisch aus zellulärer Herstellung] haben es als eine ökologische Lösung gepriesen, die viele der
Umweltauswirkungen der traditionellen Fleischproduktion angeht.»
Bei genauerer Untersuchung dieses «hochtechnisierten Systems» erscheine die Herstellung jedoch als ressourcenintensiv. Konkret: Die Technik könnte 4 bis 25 Mal mehr CO2 für die Produktion derselben Menge Fleisch verbrauchen wie die traditionelle Fleischwirtschaft.
- Derrick Risner, Yoonbin Kim, Cuong Nguyen, Justin B. Siegel, Edward S. Spang: «Environmental impacts of cultured meat: A cradle-to-gate life cycle assessment», BioRxiv, April 2023.
Ja was jetzt: 4mal mehr oder 25mal mehr? Die grosse Diskrepanz erklärt sich unter anderem durch unterschiedliche Annahmen über die Nährflüssigkeit («Growth factor» genannt), in denen die Fleischzellen heranwachsen.
Die Herstellung dieser Substrate zur Zellzüchtung ist – wie auch die Gewinnung der nötigen Zellkulturen – eine grosse Knacknuss für die entstehende Industrie, erklärte Peter Braun von Swiss Food Research im Februar gegenüber Konsider.
Eine Frage der Stromproduktion
Die Suche nach einem (wirtschaftlich und technisch) möglichst günstigen Wachstumsmedium für die Produktion von Fleisch ist allerdings im Gange. Die Hoffnung dahinter: Ein einfach und kostengünstig herzustellendes Substrat zu finden.
Dabei kommt es auch darauf an, wie CO2-frei der Strom produziert wurde, der zur Herstellung des «Growth factors», also des Wachstumsmediums, eingesetzt wird. Dieser Faktor entscheidet mit über die Umweltfreundlichkeit des künstlichen Fleisches.
«Wahrscheinlich» mehr Umweltauswirkungen
Die Untersuchung aus Kalifornien geht vom heutigen Stand der Forschung und Technik aus und widerspricht mit ihrer pessimistischen Einschätzung früheren Studien. Es gebe aus heutiger Sicht Hinweise, «dass die Umweltauswirkungen von kultiviertem Fleisch wahrscheinlich grösser sind als die von konventionellem Rindfleisch», so das Fazit der Forscher. Die prognostizierten Umweltauswirkungen wiederum hängen entscheidend vom Energiemix ab, mit dem die Industrie dereinst die Grundsubstanzen zur Herstellung von kultiviertem Fleisch bereitstellen wird.
Dies sind wichtige Schlussfolgerungen angesichts der Tatsache, dass Investitionsgelder speziell in diesen Sektor fliessen – wegen der «Annahme, dass dieses Produkt umweltfreundlicher ist als Rindfleisch».
Hattips: «Food Navigator» / «Interesting Engineering».
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