Um Kartelle zu erkennen, setzt die Weko künstliche Intelligenz ein

Dank eines Deep-Learning-Modells sollen Kartelle und Marktverzerrungen frühzeitig auffliegen. Die Erfolgsquote in Tests ist vielversprechend.

2.06.2023
image
Der Eingang zum Sitz der Wettbewerbskommission in Bern | Bild: PD Weko
Preisabsprachen in öffentlichen Ausschreibungen sorgen regelmässig für Aufregung. Schlagzeilen schrieb etwa das Bündner Strassenbaukartell, das sich in Hunderten von Projekten mit einem Volumen von mindestens 190 Millionen Franken abgesprochen hatte. Es wurde von der Wettbewerbskommission (Weko) 2019 mit einer Busse von 11 Millionen Franken belegt.
Eine internationale Studie zeigt, dass die Preise im Schnitt um 45 Prozent höher liegen, wenn sie abgesprochen sind. Im IT-Bereich ist das zwar relativ selten, kommt aber auch vor: 2020 büsste die Weko vier Unternehmen wegen der Koordinierung von Preisen bei einer IT-Ausschreibung der Schweizerische Nationalbank (SNB). Sie mussten 55'000 Franken bezahlen.
Illegalen Zusammenschlüssen und Absprachen will die Weko künftig dank Künstlicher Intelligenz rascher auf die Spur kommen. Ein von der Universität Freiburg und der Wettbewerbskommission entwickeltes Programm zeigte in Tests eine Erfolgsquote von über 90 Prozent. Es soll Behörden künftig bei der Erkennung und Bekämpfung von illegalen Absprachen unterstützen, teilt die Universität mit.
Die Forscher trainierten für das System ein Modell mit historischen Daten, die sowohl Ausschreibungen mit nachgewiesenen Preisabsprachen als auch Ausschreibungen ohne Absprachen enthalten. Preisabsprachen hinterlassen oft bestimmte Muster oder Anomalien in den angebotenen Preisen, wie die Uni Freiburg in der Mitteilung erklärt.
Die Methode identifizierte in ersten Tests 19 von 20 Unternehmen korrekt als Kartellmitglieder oder Wettbewerber, wie die im Fachblatt «International Journal of Industrial Organization» veröffentlichten Resultate zeigen.
  • Dieser Artikel erschien zuerst auf unserer Partner-Site «Inside-IT» unter dem Titel «Weko will mit Künstlicher Intelligenz illegale Preisabsprachen enttarnen».

  • handel
  • industrie
  • ai | ki
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

L’Oréal: Neuer General Manager für deutschen Sprachraum

Jean-Christophe Letellier übernimmt von Kenneth Campbell die Geschäftsführung von L'Oréal Österreich, Deutschland und Schweiz.

image

Lauwarmer Jahrestart 2024 für Nestlé

Der Konzern musste im ersten Quartal eine Umsatzdelle hinnehmen. Dank Preiserhöhungen gab es dennoch ein organisches Wachstum. Nestlé bleibt optimistisch und bestätigt die Ziele.

image

Pistor: Christophe Ackermann neu im Verwaltungsrat

Der Waadtländer ersetzt Nicolas Taillens, der nach 12 Jahren die Amtszeitbegrenzung erreicht hat.

image

Vegane Produkte: Sinkt der Preis, steigt der Absatz

Lidl Deutschland verbilligte die Vegi-Eigenmarke Vemondo auf Fleisch-Niveau – und verkaufte innert sechs Monaten über 30 Prozent mehr.

image

Hochdorf hofft auf Verkauf von Swiss Nutrition

Der Milchverarbeiter kommt bei der Suche nach einem Investor nicht weiter und will sich nun auf dem Verkauf der Tochtergesellschaft HSN konzentrieren.

image

Aryzta stagnierte im ersten Quartal

Der TK-Backwarenkonzern aus Schlieren sieht es positiv: Die Prognosen erwiesen sich als korrekt, die Verschuldung kann weiter abgebaut werden.