2021 war ein schwieriges Wein-Jahr
Hier kriegen Sie den Kurzüberblick über den globalen Wein-Markt – in fünf Abschnitten, vier Tabellen und einer Grafik.
7.06.2022Regen im Norden, Hitze im Süden: Die Natur machte letztes Jahr manchem Winzer zwischen Asti und Mendoza einen Strich durch die Planung. So konnte von den drei grössten Wein-Nationen nur Italien seinen Output erhöhen. Die italienischen Winzer produzierten gut 50 Millionen Hektoliter, ein Plus von 2 Prozent. Derweil sackte die Ernte in Frankreich auf knapp 38 Millionen Hektoliter ab; das waren fast 20 Prozent weniger als 2020. Dies erklärt sich mit Spätfrösten im Frühjahr und einem verregneten Sommer in wichtigen Gegenden. Auch in Spanien fiel die Produktion mit 35 Millionen Litern eher tiefprozentig aus (–14 Prozent).
All dies zeigt die grosse Studie «Il settore vinicolo en Italia» der Mediobanca; die Mailänder Investmentbank erarbeitet für seine jährliche Weinmarkt-Erhebung jeweils eigene Zahlen und wertet Informationen des Wein- und Reben-Organisation OIV aus.
Globale Produktion von Wein, 2000 bis 2021 (E). In Millionen Hektoliter. — Quelle/Grafik: Mediobanca
Die Daten zeigen, dass die globale Weinproduktion im letzten Jahr insgesamt leicht zurückging: das Minus betrug 1,1 Prozent.
Damit füllten die Winzer dieser Welt zum dritten Mal hintereinander weniger als 270 Millionen Hektoliter ab. Dies erklärt sich aus den erwähnten Rückgängen in Europa – welche nicht oder nur ansatzweise durch gute Ernten auf der Südhalbkugel der Erde kompensiert werden konnten.
Globaler Verbrauch: Leichter Anstieg
Der weltweite Konsum von roten, weissen und roséfarbenen Tropfen wird fürs Jahr 2021 auf 236 Millionen Hektoliter geschätzt, was gegenüber 2020 einem Anstieg von 0,7 Prozent entspricht. (Oder anders: Auf jeden Menschen dieser Erde, Babys und Kinder inklusive, entfällt ein knappes Dreierli).
Der seit 2017 anhaltende Rückgang wurde stark durch einen sinkenden Konsum in China verursacht. Er scheint nun immerhin gestoppt, kommentieren die Analysten der italienischen Grossbank.
Andererseits trug die Pandemie weiterhin zu einer gewissen Zurückhaltung bei. Und dass der Tourismus auch 2021 noch lahmte, förderte den Konsum eines guten Tropfens auch nicht unbedingt.
Grösster Weinmarkt: USA
Die grösste Weinmarkt 2021 waren die USA: Mit 33 Millionen Hektolitern ergab sich hier sogar ein leichter Anstieg von 0,5 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der vorangegangenen Fünfjahresperiode. Auf Platz zwei folgt Frankreich (25,2 Millionen Hektoliter), wo man um 3,7 Prozent weniger Wein trank, und Italien (24,2 Millionen), wo die Durchschnittsbürger um 6 Prozent mehr konsumierten als im Zeitraum 2016 bis 2020.
Die grössten Wein-Importeure nach Volumen
Rang | Land | Importe 2021 | Veränderung gegenüber 2020 |
1 | Deutschland | 14,5 Millionen Hektoliter | — |
2 | USA | 13,9 Millionen Hektoliter | +13,2 Prozent |
3 | Grossbritannien | 13,6 Millionen Hektoliter | –6,7 Prozent |
4 | Frankreich | 5,9 Millionen Hektoliter | –6,0 Prozent |
5 | Niederlande | 5,0 Millionen Hektoliter | +6,6 Prozent |
6 | China | 4,2 Millionen Hektoliter | –1,4 Prozent |
7 | Kanada | 4,2 Millionen Hektoliter | –6,9 Prozent |
8 | Belgien | 3,9 Millionen Hektoliter | +28,9 Prozent |
9 | Russland | 3,7 Millionen Hektoliter | +5,9 Prozent |
10 | Italien | 3,9 Millionen Hektoliter | +82,9 Prozent |
Die grössten Wein-Importeure nach Wert
Rang | Land | Importe 2021 | Veränderung gegenüber 2021 |
1 | USA | 6,1 Milliarden Euro | +21,1 Prozent |
2 | Grossbritannien | 4,1 Milliarden Euro | +7,3 Prozent |
3 | Deutschland | 2,8 Milliarden Euro | +5,6 Prozent |
4 | Kanada | 1,9 Milliarden Euro | +10,3 Prozent |
5 | Niederlande | 1,4 Milliarden Euro | +10,6 Prozent |
6 | Japan | 1,4 Milliarden Euro | +5,4 Prozent |
7 | China | 1,4 Milliarden Euro | –10,5 Prozent |
8 | Belgien | 1,3 Milliarden Euro | +29,1 Prozent |
9 | Schweiz | 1,2 Milliarden Euro | +15,0 Prozent |
10 | Hong Kong | 1,2 Milliarden Euro | +37,0 Prozent |
Grösster Pro-Kopf-Verbrauch: Frankreich
Beim Pro-Kopf-Verbrauch nehmen die Mittelmeer-Länder die Führungs-Plätze ein: Frankreich mit knapp 54 Litern pro Kopf, Portugal mit 50 Litern, Italien mit 40 Litern.
Zum Vergleich: In den USA konsumiert man durchschnittlich 14 Liter pro Einwohner. Und China ist mit 1,5 Litern wohl beides – ein Zukunftsmarkt oder ein Markt, wo der Wein Probleme hat, sich durchzusetzen. Die Signalie scheinen hier widersprüchlich.
Der Hektoliter-Sieger: Spanien
Geht es nach dem Volumen, so ist Spanien der weltgrösste Exporteur: Letztes Jahr wurden 23 Millionen Hektoliter aus den dortigen Bodegas ausgeführt (+14 Prozent). Auf Rang zwei kamen die Aziende Vinicole von Italien (22 Millionen Hektoliter, +7,3 Prozent), auf Rang drei die Châteaus beziehungsweise Vignobles von Frankreich (14,6 Prozent, +8 Prozent).
Die Hochpreis-Insel: Frankreich
Bemisst man es allerdings nach dem Wert, so dominiert Frankreich (11 Milliarden Euro an Exporten); es konnte seine Position 2021 sogar noch deutlich ausbauen (+27 Prozent). Italien ist die Nummer zwei (7 Milliarden Euro, +13 Prozent), und Massen-Weltmeister Spanien ist mit 2,9 Milliarden Euro (+10 Prozent) doch eher abgeschlagen.
Quelle: Mediobanca, Area Studi Mediobanca, «Il settore vinicolo en Italia» (Ed. 2022), Mai 2022.
Es lässt sich also leicht ausrechnen, dass Frankreich vor allem höherwertige Tropfen ins Ausland verschifft.
Der durchschnittliche Literpreis der exportierten Bordeaux', Burgunder, Loire-Weine und auch Champagner liegt bei 7,4 Euro – verglichen mit 3,2 Euro bei Chianti, Barbera d'Asti und Co. Sowie mit 1,2 Euro bei den Weinen mit Labels wie Rioja, Ribera del Duero, Cava oder Priorat.
Die grössten Wein-Exporteure nach Volumen
Rang | Land | Export-Volumen 2021 | Veränderung gegenüber 2020 |
1 | Spanien | 23,0 Millionen Hektoliter | +14,0 Prozent |
2 | Italien | 22,2 Millionen Hektoliter | +7,3 Prozent |
3 | Frankreich | 14,6 Millionen Hektoliter | +8,0 Prozent |
4 | Chile | 8,7 Millionen Hektoliter | +1,9 Prozent |
5 | Australien | 6,3 Millionen Hektoliter | –17,1 Prozent |
6 | Südafrika | 4,8 Millionen Hektoliter | +32,5 Prozent |
7 | Deutschland | 3,7 Millionen Hektoliter | +0,1 Prozent |
8 | Argentinien | 3,3 Millionen Hektoliter | –15,3 Prozent |
9 | USA | 3,3 Millionen Hektoliter | –8,9 Prozent |
10 | Portugal | 3,3 Millionen Hektoliter | +4,1 Prozent |
Die grössten Wein-Exporteure nach Wert
Rang | Land | Exporte 2021 | Veränderung gegenüber 2021 |
1 | Frankreich | 11,1 Milliarden Euro | +26,8 Prozent |
2 | Italien | 7,1 Milliarden Euro | +12,5 Prozent |
3 | Spanien | 2,9 Milliarden Euro | +9,5 Prozent |
4 | Chile | 1,7 Milliarden Euro | +4,4 Prozent |
5 | Australien | 1,4 Milliarden Euro | –24,3 Prozent |
6 | USA | 1,2 Milliarden Euro | +6,8 Prozent |
7 | Neuseeland | 1,2 Milliarden Euro | +1,7 Prozent |
8 | Deutschland | 1,0 Milliarden Euro | +8,2 Prozent |
9 | Portugal | 0,9 Milliarden Euro | +8,0 Prozent |
10 | Argentinien | 0,7 Milliarden Euro | +6,7 Prozent |
Quelle aller Grafiken und Tabellen: Mediobanca, «Il settore vinicolo in Italia».
Artikel teilen
Loading
Comment
Home Delivery
Auch interessant
CoffeeB: Migros bekommt weiteren Vertriebskanal in Deutschland
Das Kaffeebällchen-System von Delica wird bald auch über den Discounter Netto verkauft. Zu einem erstaunlichen Preis.
Nestlé entwickelt Neo-Milch mit weniger Laktose und weniger Kalorien
Das Produkt namens N3 soll «als Basis für die nächste Generation von Nutrition-Produkten dienen».
Die Tarte Citron kommt jetzt aus dem Automaten
Das nächste Shop-Experiment findet sich in Frankreich: Dort lanciert eine Premium-Konditorei einen 24-Stunden-Store.
Schweizer trinken vermehrt hiesige Biere
Die Inlandproduktion sank im Brauerjahr 2022/23 um 1,2 Prozent, während die Importe um 7 Prozent zurückgingen.
Uber Eats führt «One»-Abo ein
Für eine Abogebühr von 15 Franken pro Monat entfallen die Lieferkosten und die Servicegebühr. Die Option ist in allen Schweizer Liefergebieten gültig.
Auch Aryzta bei Preiserhöhungen am Ende der Fahnenstange
Der Backwaren-Konzern konnte den Umsatz im letzten Quartal nochmals deutlich steigern. Aber nicht so sehr die verkaufte Menge.