«Eines der besten Detailhandels-Jahre aller Zeiten»
2022 dürften die Umsätze etwas tiefer ausfallen als im Vorjahr, und auch 2023 könnte schwierig werden: So die Einschätzung der Marktforscher von GfK. Aber gemach.
16.12.2022Die Umsätze des Schweizer Detailhandels dürften 2022 leicht unter dem Vorjahres-Niveau liegen. Dies erwartet Kurt Meister, Marktexperte bei GfK, nach den jüngsten Erhebungen des Forschungsinstituts.
«Der Detailhandel liegt insgesamt per Ende Oktober um gut 3 Prozent unter dem Vorjahr», sagte Meister in der neusten Ausgabe des GfK-Podcasts. «Und auch der November zeigt – nach dem, was wir jetzt sehen – einen leicht negativen Trend.»
«Jetzt erst recht»
Die Folgen sind allerdings unklar: Denkbar sei, dass jetzt auch der Dezember negativ ausfällt; schliesslich zeigten die GfK-Umfragen, dass viele Menschen wegen der angespannten Situation eher etwas zur Seite legen möchten.
«Auf der anderen Seite gibt es aber auch Zeichen, dass es anders kommen könnte», so Meister weiter: «Der Dezember war im Vorjahr eher schwach, die Vorgabe scheint also erreichbar. Zudem kann es sein, dass sich gerade in Zeiten von Unsicherheit und Angst ein gewisser 'Jetzt erst recht'-Effekt einstellt, dass man sich etwas Gutes tun will.
- Am Markt- und Konsumentenpuls. GfK Podcast Episode #7: Weihnachten 2022.
«Ich denke, das Vorjahresniveau werden wir nicht erreichen», so Meisters Fazit. «Wieviel dazu fehlen wird, hängt vom Dezember ab. Trotzdem darf von einem der besten Detailhandelsjahre aller Zeiten ausgegangen werden.»
Auch im kommenden Jahr sollten die Unsicherheiten gross bleiben. Es wäre daher wohl bereits ein voller Erfolg, wenn die Branche 2023 die Umsätze von 2022 erreicht, so Meisters Einschätzung.
Eindecken in der «Black Week»
Alles ist zwiespältig, auch die Signale fürs Weihnachts-Geschäft. Auf den einen Seite zeigte sich beispielsweise in der «Black Week» ein reges Kaufinteresse. Laut GfK-Daten erreichte das Umsatzvolumen im Elektronikbereich rund 114 Millionen Franken – dies war ein Plus von knapp 12 Prozent. Damit wurde die Rekordmarke von 110 Millionen, erreicht vor zwei Jahren, übertroffen. «Es scheint, als ob viele Schweizerinnen und Schweizer auf diese Aktionstage gewartet und sich dann auch mit diesen Artikeln adäquat eingedeckt haben», so GfK-Beobachter Meister.
Andererseits hat GfK in einer Studie nachgefragt, wieviel die helvetischen Haushalte dieses Jahr für Spielwaren auszugeben planen. Und dabei erreichte der (angegebene) Betrag mit fast 500 Franken pro Haushalt einen Rekordwert.
Die Secondhand-Mode
Wie GfK-Marktforscherin Anja Reimer aber zugleich feststellt, plant eine grosse Minderheit der Schweizerinnen und Schweizer, weniger auszugeben für Geschenke als in früheren Jahren: 42 Prozent machten entsprechende Angaben. Und knapp 20 Prozent ziehen es sogar in Betracht, einmal gebrauchte Güter zu verschenken. «Das scheint vor allem bei jüngeren Konsumenten ein Trend zu sein – hier sind es gut ein Drittel», so Expertin Reimer im Podcast.
Und weiter: «Der Trend zu einem bewussteren, umweltverträglicheren Konsum scheint durch die angespannte Lage vorangetrieben zu werden.» So gibt denn auch ein knappes Viertel an, im neuen Jahr mehr Secondhand-Produkte kaufen zu wollen als bislang. Vor allem die Jüngeren prägen diesen Trend.
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