«Wer zu Selecta kommt, muss die Kultur, von der er kommt, vor der Tür ablegen»
Dauerdruck und Massenentlassungen: In einem Zeitungsbericht äussern Selecta-Angestellte schwere Kritik.
13.08.2022Immer wieder verschwinde jemand von einem Tag auf den anderen. Fristlose Entlassungen seien normal. Es herrsche eine Angstkultur: Derartige Beschreibungen bietet ein grosser Beitrag der CH-Media-Zeitungen über Selecta. Der Automaten-Verpflegungskonzern werde vom Führungsduo Joe Plumeri und Christian Schmitz in einem amerikanischen Hire-and-Fire-Stil geführt – mit der Folge, dass die Verbliebenen überlastet seien.
Der Artikel beruft sich dabei auf mehrere aktuelle und ehemalige Kaderangestellte von Selecta. «Es fühlt sich an wie bei ‹Squid Game›», wird beispielsweise ein Ex-Manager anonym zitiert.
Das Management maile spätabends noch Aufträge für den nächsten Tag, und wer an freien Tagen oder in den Ferien eine Teams-Einladung des Vorgesetzten nicht annehme, bekomme dies danach zu spüren.
Veramerikanisierung ohne Amerikaner
Tatsächlich zeigt auch ein Blick in Job- und Beurteilungsportale wie Glassdoor und Kununu, dass Selecta eher magere Durchschnittsnoten erhält. «Die "Veramerikanisierung" in der Arbeitskultur der gesamten Selecta (europaweit) braucht die entsprechenden Arbeitnehmer*innen, welche genau das so leben möchten», schrieb ein Selecta-Angestellter soeben auf Kununu.
Und im Februar meldete einer: «Selecta steckt in einer Sackgasse, da nützt es auch nichts, dass an den "Kleinen" gespart wird, solange es die "Grossen" mit beiden Händen ausgeben.» Am besten beurteilt wird noch der Zusammenhalt in den Teams.
Hohe Fluktuation ist gewollt
Bekannt ist auch, dass Selecta – seit 2015 im Besitz des amerikanischen Private-Equity-Riesen KKR – seit dem Amtsantritt von Plumeri und Schmitz eine harte Schrumpfkur durchmachte, wobei rund 4'000 Arbeitsplätze verschwanden.
Dazu zitieren die CH-Medien Christian Schmitz: Es sei korrekt, so der Konzernchef, «die Fluktuation ist sehr hoch, und sie ist gewollt.» Er sei zu Selecta gekommen, um aus einer bedrohten Firma rasch wieder eine Erfolgsstory zu machen. «Da kann man nicht mit dem Skalpell agieren, und da trifft man nicht immer die richtige Personalentscheidung, dazu stehe ich.»
- «Es fühlt sich an wie bei 'Squid Game'»: Der Beitrag erschien u. a. auch in «Luzerner Zeitung», «Limmattaler Zeitung», «St. Galler Tagblatt».
Als Führungsinstrument dient auch ein firmeninterner Leitfaden, aus dem die CH-Media-Zeitungen zitieren: «Selecta Culture: Principles, Values and our Path to Greatness». Dort finden sich Sätze wie: «Teil von Selecta zu sein, ist wie Teil eines ‹Kults› zu sein – es ist der fanatische Glaube an das, was wir tun und das totale Engagement dafür.»
Oder: «Jeder, der zu Selecta kommt, muss die Kultur, von der er kommt, vor der Tür ablegen.» Oder: «Wir sind besessen von einer schlanken Struktur und niedrigen Kosten.»
Nachdem Selecta beinahe Konkurs gegangen sei, habe es eine neue Kultur gebraucht, erklärt Schmitz dazu.
- Mehr: Selecta profitiert von der Wiederbelebung. Der Verkaufsautomaten- und Verpflegungskonzern vermeldet fürs zweite Quartal ein erhebliches Wachstum.
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