Auch Tegut spürt die Bio-Deflation

Der Umsatz der deutschen Migros-Tochter stagnierte im vergangenen Jahr.

12.01.2023
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«Ökologisch, aber günstiger»: Tegut-Chef Thomas Gutberlet  |  Bild: PD
Wenn man es kritisch sehen will, sagt man: Der Umsatz von Tegut stagnierte. Inflationsbereinigt sackte er sogar ab.
Wenn man es positiv schildert, schreibt man: Tegut konnte den allgemeinen Bio-Rückschlag recht gut auffangen.
Auf jeden Fall meldet die deutsche Migros-Tochter fürs vergangene Geschäftsjahr 2022 einen Umsatz von 1,25 Milliarden Euro. Dies ist fast exakt der gleiche Wert wie im Vorjahr.
Geschäftsführer Thomas Gutberlet interpretiert die Daten verständlicherweise nach Version zwei: «Die Umsatzzahlen zeigen, dass uns unsere Kundinnen und Kunden trotz allgemeiner Kaufzurückhaltung und steigenden Energiekosten das Vertrauen schenken.»

Sparen im Alltag

Der vielbesprochene Anti-Bio-Trend ist jedenfalls auch beim Qualitäts-Vollsortimenter aus Fulda spürbar. Der Bioanteil sank von 30,5 Prozent im Jahr 2021 auf 28,4 Prozent im Jahr 2022. «Das entspricht der aktuellen Entwicklung, wonach die Kundinnen und Kunden zum Beispiel nicht beim Urlaub sparen, sondern im Alltag», kommentiert Gutberlet.
Dabei würden die günstigeren Marken bei Tegut häufiger gekauft als teurere Produkte. Dies sei auch bei Bio so: «Der Kunde kauft weiter ökologisch, aber die günstigeren Varianten», so Gutberlet. «Die Frische, Obst und Gemüse, ist rückläufig. Hier haben wir die höchsten Bio-Anteile aller Warengruppen, abgesehen von Brot. Wenn Obst und Gemüse weniger gekauft wird, geht auch der Bio-Umsatz zurück.»

15 bis 20 weitere «Teos»

Tegut gehört seit 2013 vollständig zur Migros Genossenschaft Zürich. Aus hiesiger Sicht zu beachten ist die Entwicklung bei den «Teos»: Das Automaten-Laden-Konzept war von Tegut 2020 entwickelt worden und wird seit wenigen Wochen auch von der Migros in der Schweiz getestet.
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«Teo»-Shop von Tegut in Deutschland  |  Bild: PD
Laut der Mitteilung zum Jahresabschluss gibt es inzwischen 26 «Teo»-Ableger in Hessen, Bayern und Baden-Württemberg. Für dieses Jahr plant das Unternehmen 15 bis 20 weitere Standorte; der Schwerpunkt werde dabei auf dem Rhein-Main-Gebiet und Baden-Württemberg liegen.
«Wir werden dieses Vertriebskonzept weiterhin mit Tempo und Augenmass vorantreiben und gewissenhaft prüfen, an welchen Standorten der teo seine Stärken voll ausspielen kann», sagt Geschäftsführer Thomas Gutberlet.

Viele offene Stellen

Ein weiteres zeittypisches Phänomen: Thomas Gutberlet nützt die Mitteilungen zum Jahresabschluss, um dabei gleich auch sein Unternehmen interessant für Fachleute zu machen. Tegut wird dieses Jahr ein neues Logistikzentrum in der Nähe von Fulda eröffnen, das an sich schon 800 Personen beschäftigen soll. Zudem habe man viele offene Stellen.
Also teilt Gutberlet mit: «Zu Beginn eines neuen Jahres haben viele Menschen den Impuls, sich beruflich zu verändern. Eine berufliche Weiterentwicklung bei Tegut ist da mit Sicherheit eine sehr gute Option, die man hierfür in Betracht ziehen sollte. Übrigens brauchen wir nicht nur am neuen Logistikstandort Unterstützung, auch an vielen Standorten suchen wir für unsere Märkte neue Mitarbeitende. Da geht es uns wie vielen anderen Unternehmen in Deutschland auch: Die zahlreichen offenen Stellen zu besetzen, bleibt für uns aktuell eine der grössten Herausforderungen.»

Tegut kurz

Gegründet 1947 in Fulda, ist Tegut heute ein Detailhändler mit Schwerpunkt im Bio- und Öko-Bereich sowie bei Lebensmitteln mit regionalem Bezug. Von rund 23'000 Produkten im Sortiment sind gut 4'600 Bio-Produkte. Das Unternehmen gehört seit 2013 zur Migros Zürich. Es betreibt rund 300 Filialen in sechs deutschen Bundesländern und beschäftigt knapp 8'000 Personen.

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