Wer wöchentlich eine oder mehrere Kosmetikflaschen aus Kunststoff «entsorgt», mag sich fragen: Warum lassen die sich nicht einfach mehrfach verwenden – ähnlich wie Mehrwegflaschen für Sprudelwasser oder (
neuerdings bei Coop) Bio-Milch?
Dass dies möglich ist, hat ein Firmenkonsortium aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, durchgespielt – und dafür eine Auszeichnung erhalten (
hier).
Konkret nahm der Nivea-Hersteller Beiersdorf seine bekannte, dunkelblaue Hautcreme-Flasche und liess sie von den Partnern – dem Spezialitätenchemie-Hersteller Clariant aus Muttenz, dem deutschen Farbenfabrikaten Siegwerk sowie dem Kunststoffkonzern Borealis aus Wien – als Mehrweggebinde neu herstellen.
Das entsprechende Projekt mit Namen Design4Circularity erhielt letzten Woche den 2022 Sustainable Packaging Award des Londoner Öko-Beratungsunternehmens Ecovia Intelligence.
Die neu entstandene Verpackung besteht aus einer ungefärbten HDPE- (oder PET-) Flasche, die zu 100 Prozent aus recycelten Polymeren hergestellt wird. Darüber wird eine Ganzkörperbanderole gestülpt, die laut den Produzenten «mit abfärbbaren Farben bedruckt ist, die die für Personal Care geforderte ästhetische Qualität liefern».
So sollen Kosmetikflaschen öko werden | Grafik: PD Clariant
Denn hier hapert es offenbar bei vielen wiederverwendbaren Plastikflaschen, wie sie etwa Reformhäuser oder The Body Shop anbieten: Sie sehen nach wiederholter Wiederverwendung nicht mehr wie neu aus.
Solch ein Qualitätsstandard ist für Konzerne wie Beiersdorf aber unabdingbar, um eine Mehrwegverpackung auf den Markt zu bringen.
Bereits hat das neuartige Gebinde für den Personal-Care-Bereich Tests in bestehenden Recyclingbetrieben bestanden. Der Prototyp soll nun zu einem Teil einer echten Kreislaufwirtschaft weiterentwickelt werden, wie die Unternehmen verlauten lassen. Ein Zeitplan für eine Markteinführung liegt jedoch nicht vor.
Grösste Plastikemittenten benannt: Nestlé auf Rang 3
Das NGO «#Breakfreefromplastic»,
an dem unter anderem auch Greenpeace beteiligt ist, hat in ihrem jährlichen
Brand Audit die grössten industriellen Verursacher von Verursacher von Plastikabfall benannt. Auf Rang 1 steht der US-Konzern Coca-Cola – Spitzenreiter seit fünf Jahren. Gefolgt wird er von Konkurrent PepsiCo und dem Schweizer Konzern Nestlé.
Die weiteren Plätze belegen: Mondelēz International, Unilever, Procter & Gamble, Mars Inc., Philip Morris International, Danone und Colgate-Palmolive. Beiersdorf (siehe Artikel oben) erscheint nicht in den Topten.
Ärgernis Kleinpackungen
Als eine der schlimmsten Entwicklungen im Bereich Verpackungen aus Kunststoff wird die wachsende Verbreitung von Einportionenbehältern, insbesondere in Ländern des Weltsüdens und in Schwellenländern, angeprangert.
Diese Miniverpackungen landeten noch häufiger auf dem Müll als grössere und würden den Abfallberg unnötig wachsen lassen. Die Einweg-Sachets würden der Marketingstrategien der Konzerne folgen, mit Kleinsteinheiten auch ärmeren Bevölkerungsschichten den Zugang zu ihren Produkten zu ermöglichen und so neue potentielle Zielgruppen zu erschliessen.