Bauern kritisieren Coop-Milchpackung: Weil sie Hornkühe zeigt
Landwirte stossen sich an einer idyllisierten Darstellung, die der Politik des Grossverteilers widerspreche.
20.07.2022Hornkuh auf Coop-Milchverpackung | Bild: «Schweizer Bauer»/Daniel SalzmannAuf einer Coop-Milchpackung ist zu sehen: eine gehörnte Kuh, die friedlich neben dem Bauern liegt, der gerade eine volle Milchkanne wegträgt. Darunter steht geschrieben, Coop fördere «Laufställe ohne Anbindehaltung».
Kühe mit Hörnern in offenen Ställen? Laut der «Bauernzeitung» täuscht Coop damit die Konsumenten; Hornkühe im Laufstall gebe es nur auf Demeter-Höfen. Der Vorgang scheine «typisch für die Neigung der Grossverteiler zu sein, in der Werbung ein Bild kleinbäuerlicher Romantik zu zeigen (...)».
Gleichzeitig würde der Grossverteiler mit seinem Einfluss Strukturen und Milchpreise fördern, die «viele kleinere Betriebe, die Hornkühe in Anbindeställen halten und auf denen noch Milchkannen herumgetragen werden, zum Aufgeben der Milchproduktion bringen».
Anbindehaltung oder Laufställe?
Hintergrund ist ein schwelender Streit zwischen Tierschützern, Detaillisten und Milchbauern um die Anbindehaltung, mit der heute 42 Prozent aller Milchkühe leben. Über die «Interessengemeinschaft Anbindehaltung» machen Landwirte klar, dass es sich für viele Betriebe nicht lohnen würde, auf Laufställe umzustellen, in denen sich die Tiere frei bewegen und ihre Fresszeiten bestimmen können.
Nadja Brodmann vom Zürcher Tierschutz kritisierte in einem Beitrag der SRF-Sendung «Kassensturz» vom Februar 2022 die Stallhaltung: Die Tiere der neuen Rassen seien zu gross für diese Haltungsform.
Nina Keil vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, sekundiert: «Zur artgerechten Haltung von Milchkühen gehört sehr wohl viel Bewegung. Kühe sind dafür gemacht, lange Distanzen zu laufen.»
Der Präsident des Bauernverbandes, Markus Ritter, hält im Beitrag dagegen, auch Anbindeställe hätten ihre Berechtigung: «Anbindeställe haben vor allem kleinere Betriebe mit Steillagen.» Die meisten Betriebe beteiligen sich heute laut Ritter zudem am RAUS-Programm. Dabei müssen die Tiere im Jahr an mindestens 234 Tagen den Stall verlassen können.
Coop hat gegenüber dem «Schweizer Bauern» angekündigt, die kritisierten Verpackungen bis August aus den Regalen zu entfernen.
Artikel teilen
Loading
Comment
Home Delivery
Auch interessant
Aldi Suisse: Back to the Kerngeschäft
Der Discounter strafft sein Angebot an Non-Food-Produkten beziehungsweise –Aktionen.
Competec holt Marketing-Chef in die Konzernleitung
Der ehemalige Migros-Manager Roman Reichelt übernimmt die neue Funktion des Chief Marketing & Communications Officers.
Orior: Sacha D. Gerber wird Finanzchef
Der ehemalige Emmi- und Calida-CFO löst im Januar Andreas Lindner ab.
Nespresso kann man auch aufs Brot streichen
In den USA bringt der Kaffeekapsel-Hersteller jetzt Honig und Sirup auf den Markt: Imagebildung durch Markenerweiterung.
Migros Bio: Wo die Knospe drauf ist, ist Schweiz drin
Ausländische Bio-Angebote werden nicht mehr mit dem bekannten Knospen-Signet ausgezeichnet.
Emmi: Stagnierender Umsatz, höhere Rendite
Insgesamt konnte der Milchverarbeiter im ersten Halbjahr mehr Produkte verkaufen.