Migros schluckt Zur Rose Schweiz
Die Online-Apotheke wird Medbase angeschlossen. Der Preis liegt bei 360 Millionen Franken.
2.02.2023Die Versandhandelapotheke Zur Rose hat beschlossen haben, ihre Aktivitäten voll auf Deutschland und einige weitere Märkte in Europa zu fokussieren. Gleichzeitig wird das Geschäft in der Schweiz abgestossen.
Käuferin ist die Migros-Tochter Medbase. «Mit Migros als eine führende Gesundheitsversorgerin entfaltet sich für Zur Rose Schweiz grösstmögliches Entwicklungspotenzial», schreibt die Ostschweizer Versand-Apothekengruppe in einer Mitteilung.
Der Preis wird mit 360 Millionen Franken veranschlagt. Der Deal sei ebenfalls ein Traktandum gewesen an der Migros-Verwaltungs-Sitzung, an der Mario Irninger zum Nachfolger von Fabrice Zumbrunnen gekürt wurde, meldete die Finanzplattform «The Market» bereits am Vorabend.
«Shop-in-Shop»-Partner
Die beiden Konzerne kooperieren schon seit 2017, als Zur Rose erste «Shop-in-Shop»-Apotheken in grossen Migros-Filialen eröffnete. Medbase würde mit einem Kauf ihr (ohnehin schon starkes) Standbein im schweizerischen Gesundheitsmarkt deutlich ausbauen.
«Durch den Zusammenschluss von Zur Rose Schweiz mit Migros als langjährige Partnerin entfaltet sich ein grosses Entwicklungspotenzial», so die Mitteilung aus Frauenfeld.
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Das deutet an, dass die Gesundheits-Expansion, die sich MGB-Chef Fabrice Zumbrunnen auf die Fahnen geschrieben hatte, auch unter seinem Nachfolger fortgesetzt wird. In einer Mitteilung zum Deal lässt sich aber noch Fabrice Zumbrunnen zitieren: «Als Innovationstreiber wollen wir gemeinsam mit Zur Rose Schweiz tragfähige Lösungen weiterentwickeln und zu einer zukunftsfähigen Gesundheitsversorgung beitragen», sagt er.
Medbase: Kein Jahr ohne Deal
Grundsätzlich erweist sich Medbase mit dem Schritt in den digitalen Medikamentenhandel erneut als Turbo-Käuferin und Aufrührerin im Schweizer Gesundheitsmarkt.
2001 als Physiotherapiepraxis in Winterthur gestartet, kam die damalige Grundversorgungs-Gruppe ab 2010 unter die Fittiche der Migros; zu diesem Zeitpunkt hatte sie zehn Standorte mit 150 Angestellten. Ab 2015 übernahm Medbase schrittweise es die Santémed-Gesundheitszentren von Swica. 2017 folgte die Fit im Job AG (betriebliche Gesundheitsversorgung), im gleichen Jahr startete eine Kooperation mit der Spitalgruppe STS im Berner Oberland. Neben weiteren kleineren Akquisitionen zu nennen wäre der Kauf von Topwell, der ältesten Apotheken-Kette der Schweiz mit 43 Filialen im November 2018; dann die Ausbreitung in die Dentalmedizin durch die Übernahme von Zahnarztzentrum.ch 2020; die Übernahme diverser Praxiszentren von Hirslanden im Jahr 2020; oder zuletzt die Einverleibung von vier Medix-Toujours-Praxen in Basel im letzten Oktober.
Man kauft auch Technologie
Marcel Napierala, der CEO von Medbase, schildert die Fusion mit Zur Rose Schweiz als Beitrag gegen die angespannte Gesundheitsversorgung im Land: «Die Kompetenzen unserer beiden Unternehmen ergänzen sich ideal. Während Medbase über eine breite Palette physischer Angebote verfügt, die von der Prävention über die Akutmedizin bis zur Rehabilitation reicht, bringt Zur Rose Schweiz in der Medikamentenversorgung eine grosse Technologie- und Prozesskompetenz mit», so der Medbase-Mitgründer. «Gemeinsam werden wir Patientinnen und Patienten entlang des gesamten Behandlungspfads begleiten und auf diese Weise Hindernisse in der ambulanten Grundversorgung abbauen können.»
Die Zur-Rose-Gruppe auf der anderen Seite schrieb seit Jahren Verluste und musste im vergangenen Jahr mit Ausnahme im Schweizer Geschäft einen Umsatzverlust hinnehmen. Das spürten auch die Aktionäre. Die Papiere der Versandapotheke haben vom Höchstwert mehr als 95 Prozent verloren, das meiste davon im vergangenen Jahr. Der Grund waren wiederholte Verzögerungen in der Einführung des elektronischen Rezeptes in Deutschland, dem wichtigsten Markt der Frauenfelder.
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