Bio-Suisse-Chef provoziert: Nicht-Bio-Produkte sollten teurer werden

«Wer konsumiert, soll die ganzen Kosten zahlen», findet Urs Brändli, Präsident von Bio Suisse. Auch wenn konventionelle Lebensmittel wesentlich mehr kosten würden.

3.07.2023
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Urs Brändli, Präsident von Bio Suisse | Bild: PD Bio Suisse
Die aktuellen Bio-Preise sind «eigentlich gar nicht das Problem, sondern die sehr tiefen Preise für konventionelle Lebensmittel», so die Aussage von Bio-Suisse-Präsident Urs Brändli in einem Interview, das heute von den Publikationen der CH-Media-Gruppe veröffentlich wurde. Deshalb plädiert der Schweizer Chef der Bio-Knospen-Vereinigung für eine Lenkungsabgabe auf den Treibhausgasausstoss von Lebensmitteln: «Wer konsumiert, soll die ganzen Kosten zahlen.»

Aufschlag von 200 Prozent bei Nicht-Bio

Dass damit konventionell hergestellte Lebensmittel stark verteuert würden, nähme Brändli in Kauf. Er zitiert dazu Ergebnisse einer Studie der Universität Augsburg, die berechnet hat, was die Einpreisung von Treibhausgas, Energie und Stickstoff bewirken würde: «Wer sich biologisch und pflanzlich ernährt, muss mit einem Aufpreis von 6 Prozent rechnen. Wer sich tierisch-konventionell ernährt, muss mit fast 200 Prozent Teuerung rechnen.» Damit würde die Preisdifferenz zwischen biologisch und konventionell hergestellten Produkten stark schrumpfen, so Brändli.
«Es geht nicht darum, kein Fleisch mehr zu essen. (...) Aber etwas weniger wäre sinnvoll.»
Die aktuellen, relativ hohen Bio-Preise seien nicht das Problem, sondern «die sehr tiefen Preise für konventionelle Lebensmittel». Bio biete schliesslich «grossen Mehrwert punkto Tier-und Umweltschutz». Dabei wirft Brändli den Detailhändlern eine «Aktionitis» – Dumpingpreise in Rabattschlachten – vor, etwa für konventionell produziertes Fleisch, «obwohl wir als Gesellschaft unsere Ernährung dringend nachhaltiger ausrichten müssten». Sein Fazit: Etwas weniger Fleischkonsum «wäre sinnvoll», wobei Graslandwirtschaft auch in Zukunft für die Ernährung der Bevölkerung wichtig sein werde.
Es ist die einzige Stelle im Gespräch, in der Brändli die Grossverteiler kritisiert. Ansonsten betont der Bio-Suisse-Präsident die Zusammenarbeit mit diesen und gibt an, deren Kalkulationen bei Bio-Produkten nicht zu kennen.
Im weiteren nimmt Brändli die Preiskalkulationen des Duopols Migros-Coop in Schutz: «Migros und Coop sind Genossenschaften. Sie haben ein sehr grosses Angebot und geben einen Teil der Gewinne an die Bevölkerung zurück, etwa durch Sport-oder Kulturförderung.» Ob das die Aufgabe eines Detailhändlers sei, könne man sich zu Recht fragen. Aber: «Es passiert. Ich habe also kein schlechtes Gefühl, wenn ich in der Migros oder im Coop einkaufe.»
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