Coop Dänemark experimentiert mit Klima-Supermarkt – und ist selber verblüfft
In Aarhus muss ein einzelne Coop-Filiale die Klimaziele von 2030 bereits heute erreichen. Und was geschieht? Umsatz und Gewinn steigen.
28.12.2022Bei allen Produkten Klima-Informationen: «Klima Kvickly»-Filiale in Aarhus | Bild: Coop Danmark A/SDie Coop-Filiale in der dänischen Stadt Aarhus ist ein Versuchslabor: Der «Klima Kvickly» genannte Laden soll für den Detailhandel vorexerzieren, wie ein klimaneutraler Supermarkt funktionieren kann.
Seit sechs Monaten testet Coop Danmark dort, ob und wie sich Kunden zu klimafreundlichen Entscheidungen beim Einkauf anleiten lassen.
Konkret setzte das Management von Coop Dänemerk dem Laden die Aufgabe, bereits jetzt die Klima-Ziele zu erreichen, die der Konzern für 2030 anstrebt. Und jetzt gab der Detailhändler – nach Salling die Nummer 2 im dänischen Supermarkt-Geschäft – in einem Zwischenbericht bekannt, dass die Ergebnisse schlicht sensationell («opsigtsvækkende») sind.
Nicht nur, dass die Kunden deutlich mehr Produkte wie heimische Salate kauften – sondern mit dem Experiment verbesserten sich auch alle betriebswirtschaftlichen Kennzahlen: Umsatz, Margen, Gewinn.
Erste Ergebnisse
- Die Klimaemissionen pro verkauftem Artikel sind um 14 Prozent gesunken.
- Die im Verhältnis zum Umsatz gemessenen Klimaemissionen liegen nun um 20 Prozent tiefer.
- Fast die Hälfte der Kunden geben an, dass die Filiale sie zu klimafreundlichen Kaufentscheidungen bewegt. Vorher waren es 7 Prozent gewesen.
- Die Delikatessenabteilung konnte ihre Lebensmittelabfälle um 60 Prozent senken. Sie hat gleichzeitig 50 Prozent mehr Salate und vegetarische Fertiggerichte verkauft.
- Der Anteil an rotem Fleisch (das die Umwelt stärker belastet) im Verkauf ist gesunken, jener von weissem (also vor allem Geflügel-)Fleisch ist gestiegen.
Der Einkaufsmix hat sich dermassen geändert, dass das Ziel erreicht ist: Die Klimaemissionen aus dem Lebensmittelverkauf im «Klimy Kvickly» entsprechen bereits dem Ziel des internen Klimaplanes 2030.
«Nimm dem Klima zuiebe das Vorderste»: Schild am Kühlsschrank für Molkereiprodukte | Bild: Coop Danmark A/S
Bisher haben sich die Aktivitäten von Coop Dänemark in der «Klima-Filiale» auf die Lebensmittelabteilung fokussiert. Als nächstes soll das Nonfood-Sortiment angegangen werden.
Positive Kommunikation
Ein entscheidender Punkt: Der neue Laden richtet sich mit zahllosen Klima-Informationen an die Kundschaft. Bei Obst und Gemüse gibt es Informationen zur Saisonalität; bei jedem Produkt steht, wie es um die Klimafolgen von Transport, Anbau oder Zubereitung steht; oder es gibt beispielsweise Hinweise, welches Fleisch eher heikel ist.
Der CEO von Coop Dänemark, Per Thau, kommentiert: «Es ist uns gelungen, ein ausgewogenes Geschäft zu schaffen, und die Kunden haben uns dafür belohnt. Das bietet spannende Perspektiven für das Kerngeschäft von Coop, wo gutes Wirtschaften und gesundes Handeln mit der Entwicklung zukunftsfähiger Läden Hand in Hand gehen müssen.»
Detailinformationen bei den Tiefkühltruhen | Bild: Coop Danmark A/S
Der «Klimamanager» des Unternehmens, Jonas Engberg, glaubt nach der Testphase von sechs Monaten, dass «die Dänen nachhaltig einkaufen, wenn wir positiv kommunizieren und es ihnen leicht machen, beim Einkauf eine klimafreundliche Wahl zu treffen».
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