Der Barcode wird 50 und geht bald in Pension

Die Umstellung auf die neue 2D-Generation läuft bereits an. Der neue QR-ähnliche Code kann mehr Informationen speichern.

20.04.2023
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So sieht der designierte Nachfolger des Barcodes aus | Bild: PD GS1 Switzerland
Die Babyboomer erinnern sich noch, als in den siebziger Jahren die ersten Strichcodes auf Verpackungen auftauchten: Wie kann man in ein paar schwarzen Linien so viele Informationen speichern?, fragte sich männiglich.
Eine Milliarde Produkte weisen heute einen Barcode auf. Täglich wird er 10 Milliarden Mal über den Kassenscanner gezogen, um dabei sein berühmtes «Biep» ertönen zu lassen.
1973 eingeführt, schlägt dem Strichcode aber vielleicht bald schon das letzte Stündchen. Oder freundlicher ausgedrückt: Er geht in Frühpension und wird durch eine zweidimensionale Variante ersetzt, die exakt wie die 1994 eingeführten QR-Codes aussieht.
Mehr zum 2D-Code
Die neuen Codes der Generation «GS1 DataMatrix» können zwar «nur» halb so viele Informationen (rund 3000 Zeichen) speichern wie die geläufigen QR-Codes. Verglichen mit den 30 Zeichen eines altmodischen Strichcodes ermöglicht das aber bereits eine Menge Zusatzangaben – etwa zum Mindesthaltbarkeitsdatum eines Produktes. Die zusätzliche Informationsmenge auf der Packung soll so Foodwaste verhindern und den Warennachschub insgesamt vereinfachen.
Laut einem Bericht der Tamedia-Zeitungen vom Februar sind die Kassen des Detailhändlers Coop bereits heute fähig, die neuen Info-Träger zu «lesen».
Aktuell führt Coop in Kooperation mit der Organisation GS1 Switzerland einen Pilotversuch mit rund hundert Food-Produkten durch, die mit 2-D-Barcodes versehen sind. So seien zum Beispiel die Verpackungen von Sandwiches und eines veganen Käses mit den neuartigen 2-D-Codes bedruckt.
Amazon will Barcode durch KI ersetzen
Der US-Handelsriese Amazon geht einen Schritt weiter und denkt über eine automatische Artikelerkennung per Software nach, die von künstlicher Intelligenz unterstützt wird. Erste Tests in Amazon-Lagern in Norddeutschland und Katalonien hätten geprüft, ob auf diese Weise Produkte durch den Abgleich mit vorher aufgenommenen Bildern identifiziert werden könnten, schreibt die «Lebensmittelzeitung».
Das System erkenne die Artikel aufgrund von Merkmalen wie Aussehen, Grösse oder Beschriftung. Es könne die Produkte bereits zu fast 99 Prozent identifizieren. Allerdings: Amazons Lagerverwaltungssystem weiss bereits heute jederzeit, wo sich welche Artikel gerade befinden.
Mit diesen können in Zukunft zum Beispiel manuelle Haltbarkeitskontrollen in den Filialen entfallen. Zudem wären Artikel, die zurückgerufen werden müssen, leichter erkennbar.
Die Migros ist beim 2D-Code vorerst im Hintertreffen. Derzeit finden intern Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsanalysen statt. «Da ein 2-D-Barcode deutlich mehr Informationen enthalten kann als ein 1-D-Barcode, können diese Vorteile auch für Kundinnen und Kunden einen Vorteil darstellen», wird ein Sprecher im Bericht zitiert.
Die für die Umsetzung der Code-Innovation zuständige Organisation GS1 Switzerland hat für Unternehmen, die auf die neuen Codes setzen möchten, Blaupausen entwickelt. Ebenso gibt es eine «Anwendungsempfehlung», die unter anderem auch von Mitarbeitern der Detailhändler Coop, Migros und Volg verfasst wurde.

Es dauert noch bis zum Ende des Strichcodes

Werden die alten Strichcodes also bald obsolet? Nein, sagte Gregor Herzog, der Vorsitzende von GS1 Europe, gegenüber dem Fachportal «Retailreport.at»: «Es wird künftig nur die Auswahl flexibler. So sind im Lebensmittelbereich derzeit am POS noch der Preis und die Artikelbeschreibung als Information ausreichend.»
Der zunehmende Wunsch nach umfassender Rückverfolgbarkeit und Transparenz werde aber auch hier in manchen Bereichen Änderungen erfordern. Dennoch könne er nicht voraussagen, ob der 2D-Code den Strichcode irgendwann ganz ersetzen werde.
Die Länderorganisation GS1 Switzerland hält fest: GS1 Global hat an der Generalversammlung 2021 beschlossen, dass ab 2027 zweidimensionale Codes wie der GS1 Data Matrix oder QR-Code mit GS1 Digital Link am Point of Sale des Detailhandels genutzt werden dürfen. Es ist also noch eine ganze Weile hin bis zur Pensionierung des guten, alten Strichcodes der ersten Generation.
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