Europas Detailhandel ist sehr robust
In den Corona-Jahren konnte die Branche insgesamt deutlich wachsen. Letztes Jahr war vor allem der Non-Food-Bereich sehr dynamisch.
17.06.2022Es waren zwei strube Jahre, und der Blick nach vorne wirkt auch ziemlich düster. Doch glaubt man den Marktforschern von GfK, so können die Detailhändler Europas gelassen bleiben: Die Branche sei derzeit «in einer soliden Position, um den kommenden Herausforderungen zu begegnen», schreiben sie in einer neuen Studie.
Denn immerhin: Letztes Jahr konnte die Branche in den 27 EU-Staaten ihre Verkäufe um deutliche 6,8 Prozent steigern.
In der Schweiz fiel das Plus mit 2,9 Prozent vergleichsweise verhalten aus. Doch das erklärt sich stark damit, dass die Lockdown-Rückschläge im Vorjahr 2020 hier teils weniger krass gewesen waren.
- Die Studie: GfK, «Einzelhandel Europa 2021 und 2022», Juni 2022.
Alle europäischen Märkte verzeichneten 2021 ein deutliches Wachstum – wobei diese Entwicklung insbesondere auf den Nonfood-Bereich zurückzuführen sei. Dieser Bereich wuchs in den meisten Ländern 2021 zweistellig, und in einzelnen Ländern wie Slowenien knackte er sogar Marke von 20 Prozent.
Mal Food, mal Non-Food
Natürlich steht ein Basis-Effekt dahinter: Das Umsatzplus war auch ein Nachholeffekt nach dem besonders traurigen Corona-Jahr 2020. «Das Jahr 2021 stellt sich somit in einigen Ländern spiegelbildlich zum Jahr 2020 dar», so die Autoren: Damals hatte der Food- und Getränke-Bereich deutlich stärker zugelegt als der Non-Food-Sektor.
Entwicklung der Detailhandelsumsätze 2021 | Quelle: GfK, gfk geomarketing
Doch was bleibt unterm Strich? Vergleicht man 2021 mit dem Vor-Corona-Jahr 2019, so zeigt sich ein Wachstum in fast allen europäischen Ländern – und dieses Plus fiel teils recht deutlich aus. Insgesamt stiegen die Umsätze in den EU-Staaten um 8,9 Prozent im Food-Bereich und um 7,4 Prozent im Nonfood-Bereich.
Die Autoren vermuten, dass der Detailhandel davon profitierte, dass die Konsumenten weiterhin stabile Einkommen hatten – aber zugleich gebremst waren bei ihren Ausgaben für Kultur, Restaurants und andere Out-of-Home-Vergnügungen.
Innenstadtspezifische Probleme
Allerdings: Die speziell innenstadtrelevanten Felder wie Bekleidung, Schuhe und Schmuck seien vielfach noch weit vom Vor-Pandemie-Niveau entfernt. So lag der Umsatz im stationären Bekleidungseinzelhandel in Italien und Frankreich 2021 um 8 Prozent unter dem Wert von 2019; in Spanien waren es sogar als 12 Prozent.
«In wachstumsstarken Regionen in Europa gewinnt der Onlinehandel immer stärker hinzu, weshalb im innerstädtischen Handel mittelfristig auch neue digitale Angebote getestet werden müssen», resümiert Studienleiter Philipp Willroth.
Höheres Gewicht für Detailhandel
Insgesamt zeigt die Studie, dass die nominale Kaufkraft der EU-Bürger im letzten Jahr um durchschnittlich 2,4 Prozent wuchs. Und dabei konnte der Detailhandel – trotz allerlei Lockdowns und Beschränkungen in allerlei Staaten – seinen Anteil an den privaten Konsumausgaben auf 35,8 Prozent steigern; das waren 3,1 Prozent Prozentpunkte mehr als 2019.
Auch hier spielte allerdings hinein, dass andere Möglichkeiten des Konsums – ob im Ferien- oder im Freizeitverhalten – durch die Covid-Politik der Regierungen teils noch stärker eingeschränkt waren. Der Detailhandel profitierte also auch ein bisschen von den Problemen der Konkurrenz ums Geld.
Anteil der Detailhandels-Ausgaben am Konsum 2021 | Quelle: GfK, gfk geomarketing
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