Detailhandels-Absatz von Alkohol sank in Europa deutlich
Auch das Jahr 2023 dürfte für den Handel mit Bier, Wein und Spirituosen ernüchternd werden.
30.01.2023Irgendwie erinnert die Sache an den Luxusmarkt. Da melden einerseits Hersteller wie Diageo («Johnny Walker») oder die französische Cognac-Industrie, dass 2022 ein sehr gutes Jahr war. Doch auf der anderen Seite scheint die Sache im Massenbereich schwieriger. Und in Europa sowieso.
Denn laut neuen Daten der Marktforschungsfirma IRI Worldwide ist der Umsatz mit Bier, Wein und Spirituosen im letzten Jahr um 2,7 Milliarden Euro gesunken – beziehungsweise um 4 Prozent. Angesichts einer Teuerung von rund 9 Prozent in Europa hat man es also mit einem erheblichen Volumen-Einbruch zu tun.
IRI mass dabei lediglich den Absatz in Supermärkten, Discountern und Convenience-Stores. Dies führt schon zu einer ersten Erklärung: Die Covid-Krise hatte noch zu einem sagten Umsatzplus im Alkohol-Handel von über 12 Prozent geführt; denn ab 2020 verlagerten die Europäerinnen und Europäer ihren Wein- und Bierkonsum gezwungenermassen von der Beiz in die eigenen vier Wände. Für Europa mass IRI damals ein Alk-Umsatzvolumen von 67 Milliarden Euro.
Alkohol kann man sich sparen
Im vorletzten Jahr, 2021, blieben die Verhältnisse und Absatzzahlen noch in etwa unverändert. Und letztes Jahr, 2022, folgte dann die Korrektur.
Doch laut den IRI-Analysten war es gar nicht so sehr die Rückkehr in die Pubs, Bars und Restaurants, welche die Detailhandels-Absatz dämpften. Sondern massgeblich beteiligt war die Teuerung, die viele Kunden dazu trieb, dort zu sparen, wo es möglich war.
«Perfekter Sturm»
Daher seien die Aussichten derzeit auch eher ernüchternd. «Alkoholmarken sind in einem perfekten Sturm, ohne dass ein Ende in Sicht ist», sagte IRI-Vizepräsidentin Ananda Roy dem «European Supermarket Magazine»: «Alkoholverkäufe erreichen normalerweise in einer Rezession eine Höhepunkt, da die Konsumenten zu Hause statt auswärts essen. Diese Rezession wird jedoch durch einen perfekten Sturm aus aussergewöhnlich hohen Lebensmittel- und Energiepreisen, Zinserhöhungen in Rekordhöhe und schwachem Lohnwachstum angeheizt. Die Haushalte gehen Kompromisse ein, um die Auswirkungen auf ihr verfügbares Einkommen zu mildern, und sie bevorzugen dabei Grundnahrungsmittel und kleine Leckereien vor diskretionären Artikeln wie Alkohol.»
Das Fazit: «Die Alkoholverkäufe sind jetzt niedriger als vor der Pandemie.»
Jetzt braucht es Erfolgsdrinks
Deshalb lasse sich der Alkoholverkauf – ob zu Hause oder in der Gastronomie – höchstens mit einzelnen neuen Produkten steigern, die auf die Kundenbedürfnisse und Konsumstimmungen passen.
Eine gewisse Stabilität sei am ehesten noch bei Champagner und Prosecco zu erwarten – siehe oben. Auf der anderen Seite könnten die alkoholfreien und alkoholarmen Kategorien stark davon profitieren, dass die Preise für alkoholische Getränke wohl weiter steigen.
Tatsächlich legten die Absätze im No- oder Low-Alcohol-Bereich auch im harzigen Jahr 2022 um gut 5 Prozent zu.
- Mehr / Hattip: «Retail Times», «European Supermarket Magazine».
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