Deutschland: Detailhändler machen dank Inflation Kasse
Wenn die Beschaffungspreise für Waren und Energie steigen, setzen die Händler noch etwas drauf: Das Wirtschaftsinstitut Ifo spricht von «Gewinninflation».
13.12.2022Der Anstieg der Konsumentenpreise erklärt sich nicht bloss dadurch, dass die Energie und die Vorleistungen für die Waren in diesem Jahr teurer wurden. Vielmehr nutzen zahlreiche Unternehmen in diversen Sektoren die Teuerung, um ihre Gewinne auszuweiten.
Oder anders: Sie schlagen noch etwas drauf.
Dies eruierte das Wirtschaftsinstituts Ifo für Deutschland. Klar erkennbar sei dies im Bau, im Detailhandel und in der Landwirtschaft. «Einige Unternehmen scheinen den Kostenschub als Vorwand dafür zu nehmen, durch eine Erhöhung ihrer Absatzpreise auch ihre Gewinnsituation zu verbessern», sagt der Autor der Studie, Joachim Ragnitz.
- Joachim Ragnitz: «Gewinninflation und Inflationsgewinner», Ifo Institut Dresden, Dezember 2022.
Die Ifo-Ökonomen ermittelten dazu Unterschiede zwischen nominaler und preisbereinigter Wertschöpfung. Im Handel, so die Berechnung, waren die Endpreise um 9 Prozent höher als der Zuwachs der Input-Kosten.
Besonders krass war der Unterschied in der Landwirtschaft, hier betrug das Plus 60 Prozent. Die Autoren vermuten, dass die Landwirtschaftsunternehmen zunächst ihre Vorräte an Dünge- und Futtermitteln aufgebraucht hätten – während sie bei ihren Preisen die zu erwartenden Preissteigerungen bei Nachbestellungen bereits eingerechnet hätten.
Es liegt an den Kunden
Es gibt auch eine Erklärung dafür, dass all dies möglich ist, also dass die Kunden es akzeptieren, wenn Bauern oder Händler en passant noch ihre Marge steigern: Die Haushalte hatten nach Corona höhere Ersparnisse. Diese werden nun aufgelöst, was die Konsumnachfrage antreibt. Und dabei werden teils auch höhere Preise geschluckt.
Anteil des Bruttobetriebsüberschusses an der Bruttowertschöpfung (Grafik: Ifo Institut).
«Auch die Entlastungen durch die Regierung dürften dazu beigetragen haben, die Nachfrage zu stützen und damit Spielräume für Preisanhebungen zu erweitern», sagt Joachim Ragnitz.
Und so stiegen auch die Gewinnanteile – konkret: Betriebsüberschüsse – der Unternehmen im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr dieses Jahr deutlich an.
Ragnitz' Einschätzung: Gegen überzogene Preisanhebungen helfe höchstens mehr Wettbewerb. Die Kundinnen und Kunden müssten einfach billigere Produkte suchen und so die Gewinninflation dämpfen.
Artikel teilen
Loading
Comment
Home Delivery
Auch interessant
Die Post bietet Pop-up-Flächen in 760 Filialen an
KMU können in Poststellen ungenutzte Flächen mieten. Die Shop-in-Postshop-Preise starten bei 70 Franken pro Quadratmeter und Tag.
Lidl steigert Bio-Verkäufe um 3 Prozent
Während der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln in der Schweiz gesamthaft um 2 Prozent sank, legte der Discounter in diesem Segment deutlich zu.
2022 verkaufte sich Parmigiano Reggiano so gut wie nie zuvor
Der Einsatz von 19 Millionen Euro für die Promotion der Käsemarke zahlte sich aus: Im letzten Jahr stieg das Exportvolumen um 3 Prozent.
Swiss Retail Federation: Patrick Erny wird stellvertretender Direktor
Der Basler leitete bislang den Politik-Bereich beim Gewerbeverband seines Heimatkantons.
Die Schweizer assen 2022 weniger Käse
Der Konsum pro Person sank um 300 Gramm. Insgesamt wurden wie im Vorjahr rund 200'000 Tonnen vertilgt.
Essbares Merchandising: Der FC Bayern serviert Pizza
Liebe geht durch den Magen: Dieses Motto steht hinter den Werbepizzen des deutschen Versandbäckers Freiberger und seiner Marke Pizzatainment.