Deutschland: Rama ist «Mogelpackung des Jahres»

Auch das ist ein Risiko der «Shrinkflation»: Am Ende droht der Pranger.

23.01.2023
image
Vorher—Nachher. Bild: Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
In Deutschland wird der Anti-Wettbewerb «Mogelpackung des Jahres» jeweils von der Verbraucherzentrale Hamburg durchgeführt – mit offenem Voting, an dem alle teilnehmen können. Nun wurde der Schmähpreis-Träger 2022 bekannt gegeben: Es ist der niederländische Lebensmittel-Hersteller Upfield respektive dessen Margarine-Marke Rama.
Denn seit letztem Jahr wird das bekannte Produkt mit 400 statt 500 Gramm Inhalt zum gleichen Preis – und das in einer gleich grossen Dose. Rama gibt es auch in der Schweiz in variablen Formaten, etwa 225 Gramm, 450 Gramm, 500 Gramm.
«Nie zuvor haben wir so viele Beschwerden zu einem Produkt erhalten.»
Daneben standen vier weitere Produkte als «Mogelpackung des Jahres» zur Wahl. Am zweitmeisten Stimmen holte der Scheibenkäse «Leerdammer» von Lactalis, dessen Inhalt von 160 auf 140 Gramm schrumpfte (während der Hersteller «dauerhaft 1 Scheibe mehr» angekündigt hatte). Danach folgten der Wasserenthärter Calgon (Reckitt Benckiser), die «Goldbären» von Haribo und die Pringles-Chips von Kellogg.
41 Prozent der Stimmen entfielen auf Rama. Mit gut 34'000 abgegebenen Stimmen nahmen im Vergleich mehr als doppelt so viele Personen an der Wahl teil als im Vorjahr.

«Besonders dreist»

Klar ist dabei: Shrinkflation war das Mogel-Thema das Jahres – es war dieser Aspekt, der alle Kandidaten auf die Beschämungs-Liste brachte. Bei Rama kreidete die Verbraucherzentrale aber obendrein eine offensichtliche Täuschung an: Die Packung blieb gleich gross – obschon der Inhalt um einen Fünftel eingedampft wurde.
«Wenn der Inhalt schrumpft, die Packung aber nicht, haben Verbraucherinnen und Verbraucher kaum eine Chance, die Weniger-drin-Trickserei zu bemerken», schreiben die deutschen Konsumentenschützer. «Da es sich bei Streichfett zudem um ein oft gekauftes Lebensmittel handelt, das quasi immer in 500-Gramm-Bechern angeboten wird, ist das Vorgehen besonders dreist. Nie zuvor haben wir so viele Beschwerden zu einem Produkt erhalten.»
  • Zum Thema: Ein Lob der Schrumpflation. Die Kunden akzeptieren eher verkleinerte Verpackungen als erhöhte Preise.
Obendrein sei das Vorgehen von Upfield auch unökologisch: Für das Abfüllen von 1'000 Tonnen Rama benötigt das Unternehmen nun eine halbe Million Plastikbecher mehr, so die Berechnung der VZHH. Und auch bei seinen Marken Lätta, Sanella, Becel und Violife habe Upfield die Füllmengen diskret reduziert.
Im übrigen bemerkten die Konsumentenschützer im letzten Jahr nicht nur nicht bei Markenartikeln, sondern immer öfter auch bei den Eigenmarken des Handels solche Weniger-drin-Tricksereien.
  • inflation
  • food
  • dairy
  • industrie
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

Wechsel im Management von Valora Food Service

Die Sparte Food Service wird aufgeteilt. Die beiden Valora-Internen Sebastian Kayser und Sebastian Gooding übernehmen vom bisherigen CEO Thomas Eisele.

image

Hochdorf hofft auf Verkauf von Swiss Nutrition

Der Milchverarbeiter kommt bei der Suche nach einem Investor nicht weiter und will sich nun auf dem Verkauf der Tochtergesellschaft HSN konzentrieren.

image

Aryzta stagnierte im ersten Quartal

Der TK-Backwarenkonzern aus Schlieren sieht es positiv: Die Prognosen erwiesen sich als korrekt, die Verschuldung kann weiter abgebaut werden.

image

And the Winner is ... alkoholfreies Bier aus Uster

Die vierte Ausgabe des Swiss Beer Award prämierte 165 Biere. Darunter exotische Gebräue wie Sauerbier oder Pflanzenbier – und trendige ohne Promille.

image

Nestlé bekommt neuen Europa-Chef

Der CEO der Zone Europa, Marco Settembri, geht in Pension. Sein Nachfolger wird Guillaume Le Cunff, aktuell CEO von Nespresso.

image

Zwei Preisvergleiche, unterschiedliche Resultate

Zeitschriften und TV-Sendungen im Dienste der Konsumenten lieben Preisvergleiche. Nicht immer kommen sie zum gleichen Resultat – und Coop ist nicht immer am teuersten.