Die Kosten sinken, trotzdem drohen höhere Food-Preise. Wie das?

Konzerne wie Unilever und Mondelez deuten weitere Preiserhöhungen an. Zugleich steigt der Druck, nun wieder Preise zu senken. Es wird spannend.

2.05.2023
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Kampf aus dem Jahr 2022, Fortsetzung folgt 2023: Social-Media-Posts von Edeka gegen Pepsico und Mars.
Unilever-CEO Alan Jope stellte in der letzten Woche klar, dass sein Konzern keine weiteren Preiskonzessionen machen könne – man habe schon allzu sehr darauf verzichtet, höhere Kosten weiterzugeben.
Mondelez wurde sogar noch deutlicher: Man werde in Europa in den nächsten Monaten die Preise wohl nochmals erhöhen, verkündete der Finanzchef des Snack-Konzerns, Luca Zaramella, bei der Präsentation der neusten Quartalszahlen.

Stichwort: «Resilienz»

Zaramella bot zwei interessante Begründungen dafür: Erstens steigt das Konsumenten-Vertrauen – die Stimmung verbessert sich also, so dass die Kunden wohl wieder eher bereit sind, sich etwas Gutes zu tun. Und zweitens habe die Erfahrung der letzten Monate gezeigt, dass die Konsumentinnen und Konsumenten nicht sehr sensibel auf die Preiserhöhungen bei Biscuits und Schokoladen reagiert hätten.
Auch Nestlé-CEO Mark Schneider erwähnte bei der jüngsten Präsentation, dass die Kunden gegenüber Preiserhöhungen eine erstaunliche «Resilienz» gezeigt hätten.
Mit anderen Worten: Es geht doch. Auch wenn die Detailhändler protestieren und einzelne Artikel aus dem Regal werfen, erweisen sich Preiserhöhungen aus Sicht der FMCG-Anbieter als durchaus vernünftige Lösung.

«Gier» der Konzerne?

Gut möglich also, dass sich die Konflikte in den nächsten Monaten noch verschärfen werden. Denn das wichtigste Hersteller-Argument für Preiserhöhungen fällt zunehmend weg: die steigenden Kosten. Inzwischen ist das Bild nämlich längst nicht mehr so klar: Bei den Rohstoffen hat sich die Lage mehrheitlich entspannt, viele wichtige Input-Güter werden sogar billiger; und auch bei den Fracht- und Lieferkosten geht es eher abwärts. (Allerdings: Die Löhne steigen tendenziell.)
Am deutlichsten zeigt sich der Konflikt derzeit in Deutschland, genauer: bei Edeka. Der Retail-Riese hat reihenweise Preiserhöhungen zurückgewiesen – und wird inzwischen von 17 Konzernen ganz oder teilweise nicht mehr beliefert. Geschäftsführer Markus Mosa trägt den Kampf mit Firmen wie Mars, Pepsico, Procter & Gamble oder Unilever offen aus und prangerte in der vergangenen die «Gier der internationalen Markenartikler» an.
Ein Argument von Mosa: Die Preisforderungen seien nicht mehr berechtigt, weil viele Rohstoffe wieder billiger wurden und die Transportkosten gefallen sind.

«Wir scheuen Preiserhöhungen nicht»

Das Problem ist freilich, dass die grossen Konzerne heute zu Preisen produzieren, die sie vor 9 bis 12 Monaten zugestanden beziehungsweise aushandelten. Während also die aktuellen Notierungen bei vielen Input-Gütern den Höhepunkt überschritten haben, streben die Food- und Konsumgüter-Firmen erst den Höhepunkt an.
Die Rentabilität von Mondelez sei in Europa immer noch nicht dort, wo sie sein sollte, sagte CFO Zaramella. Deshalb seien die «verbleibenden 20 Prozent der Preiserhöhungen so wichtig».
Und weiter: «Aber ich denke, sobald Sie diese 20 Prozent erreicht haben, wird das Bild ganz anders aussehen. Europa ist das grösste Segment, das wir haben. Und ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass wir uns hier vor Preiserhöhungen scheuen, ganz im Gegenteil.»
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