Frankreich: 200 Supermärkte und 250 Kioske geplündert

Stundung bei Steuern und Sozialabgaben, Grosszügigkeit beim Ausverkauf und bei Franchisen: So kommt die Regierung in Paris dem vandalismus-geschädigten Detailhandel entgegen.

3.07.2023
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Szene in Paris – Screenshot aus einer Reportage der TV-Sendung «C dans l'air».
Die Randalierer plünderten 10 Einkaufszentren, 200 Supermärkte sowie 250 Kioske, wobei zahlreiche Läden niedergebrannt wurden. Sie griffen 250 Bankfilialen an, ferner «viele» – bislang ungezählte – Mode- und Sport-Geschäfte und Fast-Food-Restaurants: Dies eine erste Schadensbilanz, die Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire zu Unruhen der vergangenen drei Tage für die Shops und Stores abgab.
Denn neben der Polizei und den Fahrzeugen des öffentlichen Verkehrs richtetete sich der Hass beziehungsweise die Plündereien der Randalierer insbesondere gegen den Detailhandel. Dabei waren sie offen für alle Marken und Preisklassen: Monoprix, Carrefour, Auchan, Lidl und Aldi wurden genauso angegriffen wie McDonald's und KFC oder Swarovski.
Laut dem Präsidenten der Industrie- und Handelskammer, Alain Di Crescenzo, fielen sogar mehrere tausend Geschäfte den jüngsten «emeutes» zum Opfer – mit einem gewissen Schwergewicht auf der Sport- und Optikbranche.

Schaden schnell melden

Bruno Le Maire und die für KMU zuständige Staatssekretärin Olivia Grégoire richteten sich nun in einem gemeinsamen Auftritt an die betroffenen Wirtschaftszweige. Dabei empfahlen sie alle Händler, die Opfer von Vandalismus wurden, den Schaden schnellstmöglichst zu melden und ihre Verlust-, Schadens- oder Betriebsausfall-Versicherung zu beanspruchen. Die Regierung plane, die Meldefristen bei Bedarf zu verlängern, «damit Händler, die derzeit unter Schock stehen, von zusätzlichen Fristen profitieren können», so Bruno Le Maire.
Und weiter: «Wir haben die Versicherer gebeten, die Abwicklung so einfach wie möglich und die Entschädigung so rasch wie möglich zu gestalten. Die Entschädigung muss möglichst schnell erfolgen.»
Auch bittet er die Versicherer, wenn möglich Selbstbehalte zu reduzieren, so der Wirtschaftsminister weiter.

Mehr als eine Viertelmilliarde Euro Schaden

Zu den staatlichen Angeboten an den Detailhandel gehört ein Zahlungsaufschub für Sozialabgaben und Steuern, ausserdem will die Regierung den momentan laufenden Ausverkauf um eine weitere Woche verlängern.
Allerdings war das Wirtschaftsministerium noch nicht bereit, den Schaden der jüngsten Unruhen für den Detailhandel zu beziffern: Dafür sei es noch zu früh. Doch es sei möglich, dass die Kosten diesmal höher ausfallen als bei den Gelbwesten-Unruhen 2018 und 2019 (250 Millionen Euro) oder bei den Banlieue-Krawallen von 2005 (gut 200 Millionen Euro).
  • Mehr, Quellen: «Le Monde», «Le Figaro», «FranceInfo», LSA.

  • handel
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